Die Phönicier. 5
Niederwerfung Israels wurde von den Assyrern auch Ägypten unter-
worfen (672), bis Psammetich mit Hülfe kleinasiatischer Söldner
die Fremdherrschaft brach und sich zum Könige von Ägypten machte.
Psammetich begünstigte fremde -Bildung und Kriegsweise und öffnete
den Fremden die ägyptischen Häfen. Sein Sohn Necho folgte dem
Vorbilde seines Vaters; er baute eine Kriegsflotte und versuchte, aber
vergeblich, den von Ramses II angefangenen Kanal zu vollenden; auf
seine Veranlassung sollen phönicische Schiffe vom roten Meere aus Afrika
umfahren haben. — Im Thale Megiddo am Karmel verlor König
Josias von Inda gegen ihn Schlacht und Leben. (609). Necho unter¬
warf darauf Syrien und brach gegen den Euphrat auf, wurde aber in
der Schlacht bei K a r ch e m i s sEircesium) am Euphrat von Nebukaduezar
völlig geschlagen. (606). Ägypten wurde 525 eine persische Provinz. 555
(Vgl. S. 12!) v. Chr.
2) Die phönicier.
a. Land. Die Phönicier wohnten nördlich von Kanaan, auf
dem schmalen Küstensaume zwischen dem schwer zu übersteigenden Libanon
und dem Meere. Lage und Beschaffenheit des Landes lockte das Volk
auf die See. Die buchtenreiche Steilküste gestattete die Anlage der
Häfen von Tyrus, Sidon, Berytus und Aradus. Der
Libanon gab ihnen Eisen und Schiffsbauholz; das mittel¬
ländische Meer mit seinen vielen Inseln bot ihnen ein günstiges Fahr-
Wasser. So wurden die Phönicier das bedeutendste Seevolk des Alter-
tums.
b. Kolonieen, Handel und Gewerbe. Überall legten die Phönicier
ihre Kolonieen an; im östlichen Mittelmeer besetzten sie die Inseln
Cypern, Rhodus, mehrere der Sporaden und Cykladen, Kreta,
und T ha so s; sie fuhren durch den Hellespont und ließen sich an den Küsten
des schwarzen Meeres nieder. Freilich wurden diese Kolonieen schon um
1100 v. Chr. wieder verlassen; desto länger hielten sich aber phönicische
Niederlassungen im westlichen Mittelmeere: auf Sicilieu (Panormus),
Malta, Sardinien, den Balearen und Pitynsen. Am wichtigsten
war für sie das silberreiche Tarsis, das südliche Spanien. Unter
den 200 phönicischen Städten daselbst war Gades (Cadix, spr. Kadis)
der Mittelpunkt des phönicischen Handels. Die Phönizier fuhren durch
die Straße von Gibraltar und holten Zinn von Britannien und den
Bernstein von der Ostseeküste. Auf Antrieb des ägyptischen Königs
Necho sollen sie sogar um 600 v. Chr. die Südspitze Afrikas umfahren
haben. In Nordafrika gründete (um 850) die lyrische Prinzessin Elissa 850
(Dido), welche vor ihrem Bruder fliehen mußte, die Stadt Karthago.v. Chr.
Sie bat, wie die Sage erzählt, die Eingeborenen Afrikas, ihr so viel Land
abzutreten, als sie mit einer Ochsenhaut umspannen könne. Nachdem ihr diese
Bitte gewährt war, zerschnitt sie eine Ochsenhaut in seine Streifen und umzog
damit einen beträchtlichen Strich Landes, aus welchem Karthago erbaut ward.
Drei Jahre dauerten die Fahrten der Phönicier nach dem Gold-