Full text: Alte Geschichte (Teil 1)

36 Das Altertum. 
ihren Reihen, und lange wogte der Kampf hin und her; ja die Mitte des grie¬ 
chischen Heeres wich. Die Flügel aber siegten, wandten sich nun gegen die Mitte 
und griffen die vordringenden Perser von zwei Seiten an. Da war der Sieg 
bald entschieden. 
Die Perser flohen eiligst ihren Schiffen zu, die Athener jagten 
ihnen nach und hieben noch viele nieder; ja sie legten sogar Hand an die 
Schiffe und verbrannten sieben derselben. Mit den übrigen fuhren die 
Perser eiligst um das Vorgebirge Suuium, um vor den Athenern in die 
Stadt zu kommen; aber Miltiades hatte ihre Absicht gemerkt. Als sie 
ankamen, stand er bereits mit dem Heere schlagfertig vor der Stadt. 
Da kehrten die Perser um und fuhren nach Asien zurück. Ihr ganzes 
Lager mit all den Kostbarkeiten, auch der Marmorblock, der auf den 
Trümmern Athens hatte errichtet werden sollen, fiel in die Hände 
der Sieger. 
Welche Freude für die Athener! Sie waren die ersten der Griechen 
gewesen, welche den Angriff der Perser ausgehalten, die man bis dahin 
in offener Feldschlacht für unüberwindlich hielt. Während der Verfolgung 
stürzte ein athenischer Bürger, mit Blut und Staub bedeckt, nach Athen, 
rief atemlos in die nächste Straße hinein: „Freuet euch, ihr Bürger, 
wir haben gesiegt!" — und stürzte entseelt hin. Nach der Schlacht 
kamen noch die Spartaner in Eilmärschen herbei; sie besahen das Schlacht- 
feld, lobten die Tapferkeit der Athener und zogen dann wieder nach 
Hause. 
Dem Miltiades wurden jetzt Denkmäler gesetzt. Dennoch vernr- 
teilten ihn die Athener, als er von einer unglücklichen Unternehmung 
gegen die Insel Paros heimkehrte, zu 50 Talenten, und als er diese 
nicht zahlen konnte, wurde er ins Gefängnis geworfen, in welchem er 
auch starb. 
3) Ferres Zug gegen Griechenland. 
Boll Zorn über die Niederlage bei Marathon beschloß Darius, 
mit einem neuen ungeheuren Heere Griechenland zu bezwingen. Als er 
nach vierjähriger Rüstung gegen dasselbe aufbrechen wollte, erhoben sich 
die Ägypter gegen die persische Herrschaft. Im Begriffe, diese zu unter- 
werfen, ereilte ihn der Tod. (485 v. Chr.) Sein Sohn Xerxes 
(485—464; die Bibel nennt ihn Ahasverus, vergl. Esth. 1, 1 ff) 
erbte mit dem Throne auch die Pläne seines Vaters; er brachte das 
zahlreichste Heer zusammen, das die Welt jemals gesehen hatte. Um 
das gefährliche Vorgebirge Athos zu umgehen, wurde die Halbinsel 
Chalcidice durch einen 25 m breiten Kanal durchstochen. Von Phrygien 
ging das Heer nach Sardes, dann nach Abydus, wo es den Helles- 
pont überschritt. 
Über den Hellespont schlug der König eine Brücke; als aber ein Sturm die- 
selbe zerstörte, ließ Xerxes dem Hellesponte 300 Geißelhiebe geben und ein paar 
Ketten in die tiefe See versenken. Die Geißler aber mußten bei ihren Schlägen 
diese Worte zu dem Hellesponte sprechen: „Du bitteres Wasser, diese Strafe legt 
dir dein Gebieter auf, weil du ihn »>hne Ursache beleidigt hast; Xerxes wird doch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.