Full text: Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) [bis zum Westfälischen Frieden] (Bd. 2)

^ Der Aufschwung des Frankenreiches. 
Karl der Große (768—814). 
Die von Pippin vorgenommene Reichsteilung drohte verhängnisvoll 
zu werden, da die Brüder Karl und Karlmann einander feindlich gegen- 
überstanden. Als aber Karlmann nach drei Jahren starb, stellte Karl die 
Einheit des Reiches wieder her. Die Witwe Karlmanns floh mit ihren 
unmündigen Söhnen zum Langobardenkönig Desiderius und so wurde 
7^M!l_WeinHerrscher. Er besaß eine stattliche Erscheinung und ein ehr- 
furchtgebietendes Austreten. Damit verband er unbeugsame Willens- 
stärke, große Klugheit und Tatkraft. Karl zeigte sich ebenso bedeutend als 
Staatsmann wie als Feldherr und bewies ein tiefes Verständnis für 
höhere Bildung, Kunst und Wissenschaft. Besonders hervorzuheben sind 
seine deutsche Gesinnung und seine Achtung für die volkstümlichen Über- 
lieferungen (Sagen, Dichtungen, Rechtsgrundsätze u. dgl.) aus der ger- 
manischen Vergangenheit. 
a) Äußere Ereignisse. 
1. Die Zachsenkriege (772—804). Die Sachsen waren in die Stämme 
der Westfalen, Engern, Ostsalen und Nordalbinger gespalten. 
Mit großer Zähigkeit hielten sie an ihrer Freiheit und am Glauben der 
Väter fest. Wiederholte Grenzstreitigkeiten hatten zu erbitterter Feind- 
schast zwischen Franken und Sachsen geführt. 
Zunächst unterwarf Karl die Engern, dann die Ost- und die West- 
777 feilen. So oft indes die fränkische Hauptmacht durch anderweitige Kriege 
(fr Bi-4R-^trrfieir, in Anspruch genommen war, 
empörten sich die Sachsen, weil sie über die Einführung der fränkischen 
Gerichtsverfassung (Rechtsprechung- durch-Hranken), über die gewalt 
samen Bekehrungen zum Christentum und besonders über die strenge 
Eintreibung des kirchlichen Zehnten erbittert waren. Als sie schließlich 
zu einem Heereszug gegen flavifche Stämme aufgeboten wurden, über- 
fielen sie unter ihrem Herzog Widukind ein fränkisches Heer und ver- 
782 nichteten es. Dafür ließ Karl zahlreiche Empörer (angebt 4500) hinrichten. 
Trotzdem bedurfte es noch blutiger Kämpfe, bis das freiheitliebende Volk 
785 den Widerstand ausgab und die Mehrzahl der Vornehmen, darunter Widu- 
kind, sich taufen ließ. Nun griffen die Nordalbinger in Verbindung mit 
den Friesen zu den Massen, mußten sich aber nach langjährigem Ringen 
804 ebenfalls unter die fränkische Herrschaft beugen. 
Schließlich verpflanzte Karl zahlreiche sächsische Familien nach Franken 
und siedelte dafür fränkische Kolonisten in Sachsen an. Für die Erhaltung und 
Verbreitung des Christentums sorgten zahlreiche Klöster und Bistümer (Pader- 
dorn, Münster, Osnabrück, Verden, Bremen u. a.), die man der kirchlichen Ober- 
aussieht von Mainz und des zum Erzbistum erhobenen Köln unterstellte. Als 
dann ein neues Geschlecht heranwuchs, erwiesen sich die Sachsen als treue An-
	        
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