7. Einführung des Christentums in unserer Provinz.
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dauernden Aufenthalt. Auf dem östlichen Hügel der Stadt baute sie
das Kloster zum heiligen Kreuz, das bald gegen 200 Jungfrauen be-
herbergte. Sie selbst blieb einfache Nonne, während sie ihre Freundin
Agnes zur Äbtissin machte. Ihre Demut und Dienstwilligkeit war
allen im Kloster ein leuchtendes Vorbild. Unermüdlich war sie in
der Pflege der Kranken, und in der Selbstpeinigung trieb sie es soweit, daß
sie oftmals dem Verhungern nahe war oder auf andere Weise ihr
Leben gefährdete. Mit den fränkischen Königen blieb sie in guter
Beziehung, sie wurde auch von ihnen und den Großen des Franken-
reiches wie eine Königin angesehen.
Außer dem Kloster baute sie auch noch eine Kirche, die sie der
heiligen Jungfrau weihte. Und als sie am 13. August 1587 starb,
wurde sie in der Krypta dieser Kirche beigesetzt, die nun Radegundis-
kirche genannt wurde. Die Stadt Poitiers ernannte sie zu ihrer
Schutzpatronin, und manches Gute glaubt sie ihr verdanken zu müssen.
Noch die jüngste Vergangenheit weiß von ihr zu rühmen, daß sie
auf Bitte der Damen von Poitiers der guten Stadt die
Schmach der Besitznahme durch deutsche Truppen in den
Jahren 1870 und 1871 erspart habe; eine Gedenktafel in Poitiers
verkündet der Nachwelt diese Tat der Radegundis, der thüringischen
Prinzessin.
In Österreich, Frankreich und Belgien gibt es eine ganze Reihe
Radegundiskirchen; nördlich des Thüringerwaldes ist bis jetzt nur
eine Kirche als der heiligen Radegundis geweiht nachgewiesen, nämlich
die alte jetzt nicht mehr vorhandene Kirche in Helfta bei Eisleben.
7. Einführung des Christentums in unserer
Provinz.
1. Früheste Spuren. Mit Amalaberga, der Gemahlin des
letzten Thüringerkönigs Jrminfried, die als Nichte des Ostgotenkönigs
eine Christin war, mag zum ersten Male die Kenntnis des Christen¬
tums nach Thüringen gekommen sein. Dann wurden die Franken
Herren des Thüringerreiches; sie waren bereits Christen, und wenn
sie auch zur Ausbreitung der christlichen Lehre nichts getan haben,
ganz ohne Einfluß auf das religiöse Denken der Thüringer wird ihr
Verkehr mit ihnen doch nicht gewesen sein. Auch wird berichtet, daß
der Frankenkönig Dagobert in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts
schon in Erfurt, dem Hauptorte Thüringens, eine fränkische, also
christliche, Besatzung gehabt und für diese auf dem dortigen Peters-
berge eine Kapelle erbaut habe.
2. Bonifatius. Erst mit dem Beginn des 8. Jahrhunderts
kamen Glaubensboten auch nach Thüringen. Der bedeutendste unter
Heineu. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. o