11. Porseua.
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jetzt als freies Volk von eben den Etruskern belagern lassen sollten,
deren Heere sie so oft geschlagen hätten. Anfangs entschloß er sich, weil
man sich nach seinem Gefühle durch irgend eine große und kühne Tat
dieser Schande erwehren mußte, ganz für sich mitten in das feindliche
Lager zu gehen. Weil er aber fürchtete, die römischen Wachen möchten
ihn, wenn er ohne der Konsuln Erlaubnis und jemandes Vorwissen
wegginge, vielleicht ergreifen und wie einen Überläufer zurückschleppen
— auch machte ja die damalige Lage der Stadt eine solche Beschuldigung
glaublich — so ging er zum Senate. „Ihr Väter", sprach er, „ich
will über den Tiber und, wenn ich kann, mich ins feindliche Lager
machen, nicht als Räuber, auch nicht, um ihnen die Plünderungen zu
vergelten; unter dem Beistande der Götter wage ich eine größere Tat."
Die Väter gaben ihre Einwilligung; er nahm einen Dolch unter fernen
Mantel und machte sich auf.
„Als er dort ankam, stellte er sich in den dichtesten Haufen nahe
an den Königsstuhl. Hier wurde eben den Soldaten die Löhnung ge-
reicht; ein Schreiber, der fast in gleichem Schmucke mit dem Könige
dafaß, war sehr geschäftig und die Soldaten wandten sich nach der
Reihe an ihn. Mucius, der es bedenklich fand zu fragen, wer von
beiden Porfena sei, weil ihn seine Unbekanntschast mit dem Könige
verraten hätte, überließ seine Hand der Führung des Schicksals und
mordete statt des Königs den Schreiber. Durch den Haufen der Be-
stürzten sich den Weg mit dem blutigen Dolche bahnend, schritt er fort.
Allein in dem auf das Geschrei entstandenen Zusammenlaufe ergriffen
ihn die königlichen Trabanten und brachten ihn zurück. Da stand er
an den Stufen des königlichen Richterstuhls, auch jetzt noch, unter so
harten Drohungen des Schicksals, mehr der Furchtbare als der Fürchtende.
„Ich bin ein römischer Bürger", sprach er, „und heiße Ca jus
Mucius. Als Feind wollte ich einen Feind töten und habe zum Tode
nicht weniger Mut, als ich zum Morde bewiesen. Einen Römer
bezeichnen große Taten und große Leiden. Auch war ich nicht
der einzige dieses Vorhabens gegen dich. Auf mich folgt eine lange
Reihe derer, die nach eben dieser Ehre ringen. Hast du Lust, so laß
dich auf das mißliche Spiel ein, mit jeder Stunde dein Leben aus-
zusetzen; laß Dolch und Feind am Eingange deines Königzeltes lauern.
Wir, Roms Jünglinge, erklären dir diesen Krieg. Kein Heer, keine
Schlacht hast du zu fürchten. Du allein wirst es und immer nur mit
einem zu tun haben."
„Als der König, zugleich von Zorn entbrannt und geschreckt durch
die Gefahr, drohend Feuer um ihn anlegen ließ, wenn er nicht sogleich
über die gegen sein Leben gemachten Pläne, die er so rätselhaft zu
verstehen gebe, sich erklärte, sprach Mucius: „Sieh her und lerne,
wie wertlos denen der Körper ist, die hohen Ruhm vor Augen haben",