52. Griechische Dichtkunst.
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platze sich versammelte, um auf die Burg zu ziehen und die Göttin
mit einem Prachtgewande zu beschenken, das als Segel an einem Roll-
schiffe befestigt und in welches die Taten der Göttin eingewirkt waren,
aber auch Begebenheiten vaterländischer Geschichte und selbst die Bild-
nisse von Bürgern, welche sich um die Vaterstadt verdient gemacht hatten.
„Diesem Feierzuge schlössen sich nun alle Sieger der vorigen Tage
an; die schönsten und kräftigsten Athener aller Altersstufen, zu Wagen,
zu Pferde und zu Fuß, in glänzender Ausstattung, bekränzt und in
feierlicher Ordnung; es war die Auswahl der Bürgerschaft, welche sich
der Gottheit des Staates darstellte.
„Aber auch die Macht des Staates offenbarte sich im Panathenäen-
znge. Denn den Bürgern folgten die Schutzgenossen, welche bestimmte
. Dienstleistungen übernahmen, Sonnenschirme, Sesfel, Prachtgefäße, Näpfe,
Krüge usw. tragen mußten und dadurch an ihre eigene Unselbständigkeit
erinnert wurden. Alle Tochterstädte Athens wurden durch Gesandt-
schaften vertreten, welche verpflichtet waren, der Göttin Rinder unb-
Schafe darzubringen. Auch die Gesandten fremder Städte pflegten um
diese Zeit nach Athen geladen zu werden, um bei der glänzendsten
Schaustellung der Macht und des Reichtums Athens anwesend zu sein,
und überhaupt kam, wer Athen kennen lernen wollte, am liebsten zur
Zeit der großen^Manathenäen. Was die olympischen Spiele für die
Spartaner, das waren die Panathenäen für Athen und feine Bundes-
genossen.(E. Curtius.)
Griechische Dichtkunst. ^Durch die Perserkriege und des
Wmes patriotisches Velten war auch die Dichtkunst mächtig ange-
^egt worden.
In der epischen Dichtung galt nach wie vor Homirs unver¬
gleichliches Lied von Troja und Odysseus als der unerreichbare Hoch-^
gesang aller Hellenen.
Auch^yrische Mänqe, ernsten und heiteren Inhalts, zum Preise
der Götter, zum Lobe der Nati^ fehlten den Griechen nichh AlJjutjL
An/kreon^ Sappho und PtnbarJ7— sie haben in^zierlich^ver-
Mungeueu Rhythmen gesungen, was Herz und Gemüt ihnen bewegte. )
Den ^größten Aufschwung jedoch nahm unter Mrikles die dra-
mati)d)e Djchjung, dasjSch^aujpjel. Das griechische Schauspiel,,
das Drama, ist hervorgegangen aus den heiteren Scherzen und Ge-
sängen, aus den frohen, bisweilen ausgelassenen Umzügen, die bei den
Dionysosfesten gelegentlich der verschiedenen Arbeiten der Winzer
(Traubenprobe, Weinlese, Weinkelter) veranstaltet wurden. In zwei
Richtungen hat sich das Drama entfaltet: nach einer ernsten und,
traurigen, der Trag ii b i ef und nach emerjjeitpren, scheyz- nrth sjintf-,
luftigen, der Komödie. Griechenlands größte Trauerspieldichter