Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Die Neuzeit. 
27. Die Reformation. 
1) Dr. Martin Luther. (Bis 1517.) 
a. Kindheit. Vor etwa 400 Jahren lebte in dem Dorfe Möhra 
bei Eisenach ein armer Bergmann, Hans Luther, mit seiner Ehefrau 
xob Margareta. Diese frommen Eheleute zogen nach Eisleben, wo der 
^ Bergbau damals in Blüte stand, und hier wurde ihnen ein Sohn 
geboren, der den Namen Martin erhielt. Als der Knabe ein halbes 
Jahr alt war, zogen die Eltern nach dem Städtchen Mansfeld; 
auch hier hatten sie zuerst mit Nahrungssorgen zu kämpfen. Luther 
sagt darüber: „Meine Eltern sind anfangs arm gewesen; mein Vater 
war ein armer Hauer (Schieferhauer), und die Mutter hat ihr Holz 
auf dem Rücken getragen." Allmählich gestalteten sich ihre Verhältnisse 
günstiger. Der Vater erhielt von dem Grafen von Mansfeld zwei 
Schmelzöfen in Pacht, erwarb sich ein eigenes, ansehnliches Wohnhaus 
und wurde in den Rat der Stadt gewählt. Strenge Zucht übten die 
Eltern an ihren Kindern. Der Sohn schreibt später darüber: ,Meine 
Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen, daß das 
Blut floß; mein Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh 
und ward ihm gram, bis er mich wieder zu sich gewöhnte." Der 
kleine Martin wurde schon früh zur Schule angehalten; bei schlechtem 
Wetter trug ihn sein Vater auf den Armen hin. In dieser Schule 
lernte er die zehn Gebote, den Kinderglauben, das Vaterunser und 
christliche Gesänge, Lesen, Schreiben und etwas Latein. In seinem 
vierzehnten Jahre brachten ihn die Eltern auf die lateinische Schule 
nach Magdeburg, die damals berühmt war. Dort blieb er aber nur 
ein Jahr und kam dann auf die Schule zu Eisenach. Hier wie in 
Magdeburg mußte er, wie manches ehrlichen Mannes Kind, vor den 
Bürgerhäusern um Brot singen, bis ihn die fromme Ehefrau Cotta, 
die den Knaben seines herzlichen Gebets und seiner schönen Stimme 
wegen liebgewonnen hatte, an ihren Tisch nahm.
	        
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