Werke des Friedens; Luise Henriette; Tod. 197
ben Geburtstag des Prinzen, feierte sie ihr Lebelang als Fasttag.
Mit Paul Gerhardt stand sie in geistlichem Verkehr; auch sie selber
soll mehrere geistliche Lieder gedichtet haben; das bekannteste derselben
ist: „Jesus, meine Zuversicht." Die unvergeßliche Fürstin starb be¬
reits 1667. Das ganze Land war in tiefe Trauer versetzt. Ost
sah man nach ihrem Tode den Kurfürsten vor ihrem Bildnisse stehen
und hörte ihn wohl ausrufen: „O Luise, Luise, wie sehr vermisse
ich deinen Rat!" In Oranienburg ist ihr ein Denkmal errichtet.
Friedrich Wilhelm vermählte sich noch einmal wieder mit Dorothea,
der verwitweten Herzogin von Braunfchweig-Lüneburg. Sie vermochte
Luise nicht zu ersetzen; auch benutzte sie ihren Einfluß dazu, ihre
Kinder auf Kosten der Kinder erster Ehe zu begünstigen, indem
sie ihren Gemahl bewog, ein Testament auszusetzen, nach welchem
Brandenburg geteilt und auch die Söhne zweiter Ehe als regierende
Herren eingesetzt wurden. Dies Testament sandte sie an den Kaiser,
damit dieser es demnächst ausführe. Um dieselbe Zeit wünschte der
Kaiser von dem Kurfürsten ein Heer gegen die Türken zu haben; als
dieser nun feine Anrechte auf Schlesien wieder geltend machte, trat
ihm der Kaiser den Kreis Schwiebus ab; gleichzeitig wußte der¬
selbe den Kurprinzen Friedrich (Karl Emil war gestorben) zu be¬
wegen, mit ihm ohne Vorwissen seines Vaters einen geheimen Vertrag
zu schließen. In demselben verzichtete Friedrich auf die schlesischen
Fürstentümer und erklärte sich bereit, nach dem Tode des Kurfürsten
den Kreis Schwiebus gegen eine Geldentschädigung an den Kaiser
zurückzugeben: dieser verpflichtete sich dagegen, obiges Testament nicht
auszuführen.
Als der Kurfürst fein Ende nahe fühlte, sprach er zu dem Kron¬
prinzen Friedrich: „Ich bezweifle nicht, mein Sohn, Ihr werdet in
denselben Grundsätzen, wodurch ich den Staat beherrschte, mein Nach¬
folger fein, vor allen Dingen Gott vor Augen haben, Eure Unter¬
thanen herzlich lieben, treue Räte hören und die Waffen nicht aus
den Händen lassen. Mit allem Fleiß seid darauf bedacht, den Ruhm,
welchen ich Euch als Erbteil überlasse, zu wahren und zu mehren."
Ganz besonders empfahl er ihm noch die aus Frankreich Vertriebenen.
Dann nahm er Abschied von feinen Räten und Dienern, von feinen
Mindern und feiner Gemahlin. Mit ruhiger Fassung und gläubiger
Ergebung erwartete er den Tod und starb mit den Worten: „Ich 1688
weiß, daß mein Erlöser lebt."
Der große Kurfürst hat den zerrütteten brandenburgischen Staat
zu Blüte und Macht emporgehoben, hat den Umfang desselben von
1470 auf 2000 Quadratmeilen vergrößert, die Einwohnerzahl bis
auf 1500000 gebracht, die Staaseiunahmen vervierfacht, das Heer
neu geschaffen und auf 28000 Mann erhöht, die Festungen wieder¬
erworben und wohl versehen, den Staatsschatz gefüllt. Bis dahin
bestand Brandenburg aus einzelnen Provinzen, die kein anderes Band