Vierter Abschnitt. 3. Wilhelm I.
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behaupten. Schon war fast die ganze Munition verschossen, als neue
Scharen den Berg erstiegen und unsere Artillerie unter unsäglichen Schwierig¬
keiten acht Geschütze hinausschaffte. Allmählich drangen unsere Truppen
auch durch die Wälder der Seitenhänge empor und vertrieben den Feind
mit Bajonett und Kolben. Frossard zog sich in der Richtung auf Metz zurück.
Die Erstürmung der Spicherer Höhen war eine Heldenthat, wie die
Kriegsgeschichte deren nur wenige kennt. Mit Stolz blickte das
deutsche Volk, mit Staunen die übrige Welt auf die Leistungen unserer Soldaten.
In Paris herrschte ungeheure Wut, die sich in der Austreibung aller
Deutschen aus Frankreich Luft machte.
c) Die Schlachten bei Metz (Colombey-Nouilly, Vionville-Mars
la Tour, Gravelotte-St. Privat). Nach der Schlacht bei Wörth bildete
Mac Mahon bei Chalons (zwischen Metz und Paris) eine Reserve¬
armee. Diese hatte die Bestimmung, als Rückhalt für Bazaine zu
dienen, der unmittelbar vor den gegen Metz andringenden deutschen Heeren
stand und an Stelle des kranken Kaisers den Oberbefehl führte. Bei
den Deutschen kam jetzt alles darauf an, sich zwischen die beiden
französischen Heere zu schieben, die Straße Metz—Verdun—Chalons
in die Gewalt zu bekommen uud Bazaiue bei Metz festzuhalten. Alle drei
Armeen erhielten daher den Befehl, gegen die Mosel vorzugehen.
Der Kronprinz schlug die Richtung auf Nancy-Toul ein, Steinmetz
auf die Festung Metz und der Prinz Friedrich Karl auf Pont ä Mouffou
südlich von Metz. Die II. und III. Armee erreichten die Mosel ohne
nennenswerten Widerstand. Die I. Armee stieß diesseits der Mosel bei
den Ortschaften Colombey und Nouilly auf die Nachhut des durch
Metz abziehenden Feindes und zwang sie zum Kampfe (14. August). Es
entspann sich ein Gefecht, das durch das Eingreifen der nächsten Abtei¬
lungen sich zur Schlacht steigerte. Die Deutschen blieben Sieger. Der
Abzug des Feindes war unterbrochen, und für die II. und
III. Armee war ein Tag gewonnen.
Die Aufgabe, dem Marschall Bazaine die Hauptstraße von Metz nach
Verdun, die durch die Dörfer Vionville und Mars la Tour führt,
zu verlegen, löste die Armee des Prinzen Friedrich Karl. Dieser ließ nach
dem Übergang über die Mosel das 3. und 10. Corps gegen jene Straße
vorgehen, währeud die Hauptmasse in westlicher Richtung weiterzog. Bei
Vionville stieß der General v. Alvensleben auf den Feind (16. August)
und eröffnete morgens gegen 11 Uhr mit dem 3. Corps den Kampf, der
sich zur blutigsten Schlacht des ganzen Krieges entwickeln sollte. Trotz
ihrer dreifachen Übermacht wurden die Franzosen in der Richtung auf
Metz zurückgeworfen. Dann aber machten sie selbst einen kräftigen Vorstoß;