Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Wilhelm I. 
291 
42. Wilhelm i. 
1) Mis zu feiner Thronbesteigung; 1797—1861. 
a. Jugendzeit; Heirat. Wilhelm I., der zweite Sohn Friedrich 
Wilhehms III., wurde am 22. März 1797 geboren und war in seinen 
ersten Lebensjahren ein gar schwächliches Kind; aber die treue Pflege 
der Mutter ward reichlich gesegnet, und die militärischen Übungen 
stählten seinen Körper. Nach der unglücklichen Schlacht von Jena 
sprach die Königin Luise weinend zu ihren Söhnen: „Ach, meine 
Söhne, ruft künftig, wenn Eure Mutter nicht mehr lebt, diese un¬ 
glückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück. Handelt, entwickelt Eure 
Kräfte. Vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf Euch 
nieder. Suchet den jetzt verdunkelten Ruhm Eurer Vor¬ 
fahren von Frankreich zurückzuerobern. Lasset Euch, meine 
»> Prinzen, nicht von der Entartung des Zeitalters hinreißen. Werdet 
Männer und geizet nach dem Ruhme großer Feldherren und Helden. 
Wenn Euch dieser Ehrgeiz fehlte, so würdet Ihr des Namens von 
Prinzen und Enkeln des großen Friedrich unwürdig sein." Wie 
herrlich hat Prinz Wilhelm dies mütterliche Wort erfüllt! — Nachdem 
derselbe als Offizier der Garde nach Berlin zurückgekehrt war (1809), 
mußte er schon im folgenden Jahre am Sterbebette seiner geliebten 
Mutter stehen. (S. 265.) Alle diese Vorgänge übten auf den 
Prinzen einen bleibenden Eindruck aus; den Vater hat er durch 
fein ernstes, folgsames Wesen getröstet, der Mutter aber über das 
Grab hinaus die treue Liebe eines braven Sohnes bewahrt. 
An der Erhebung des deutschen Volkes im Jahre 1813 nahm 
Prinz Wilhelm den lebhaftesten Anteil. Gern wäre er gleich mit ins 
Feld gezogen, aber sein Vater hielt ihn für zn schwach; erst nach der 
Schlacht bei Leipzig erhielt er unter gleichzeitiger Ernennung zum 
Kapitän (Hauptmann) die langersehnte Erlaubnis. Er eilte des¬ 
halb nach Besichtigung des Schlachtfeldes von Leipzig zum Blücherschen 
Heere und war bei demselben, als es in der Neujahrsnacht 1813/14 
den Rhein überschritt. In dem Kampfe um diesen Übergang hatte der 
Prinz die erste Gelegenheit, den blutigen Emst eines Gefechts kennen 
zu lernen; auch der Augenblick ließ nicht auf sich warten, in dem er 
den ersten Beweis seiner Tapferkeit ablegen sollte. In der Schlacht 
von Bar-snr-Anbe nämlich wollte der König über den Namen eines 
Regiments, welches sich durch seine Tapferkeit auszeichnete, Auskunft 
haben; er wandte sich deshalb plötzlich an seinen Sohn Wilhelm. Ohne 
sich zu besinnen, sprengte dieser durch die fechtenden Bataillone nach 
der bezeichneten Stelle, ließ sich den Namen des Regiments sagen, 
zählte auch die Verwundeten und erstattete den Bericht. Der König 
sagte vorläufig über dies heldenmütige Verhalten kein Wort, belohnte 
19*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.