Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Der Krieg mit Tarent. 
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erzürnte Römer: „Lacht nur, so lange ihr könnt; dieses Gewand 
wird durch euer Blut rein gewaschen werden!" Damit war der Krieg 
erklärt. 
e. Pyrrhus und Fabricius. Die Tarentiner aber waren ein 
weichliches Volk; deshalb riefen sie den König Pyrrhus von Epirus 
in Nordgriechenland um Hilfe an. Dieser war ein kriegskundiger 
und kampflustiger Held und kam mit einem großen Heere und mit 
zwanzig/ zum Kriege abgerichteten Elefanten übers Meer gefahren. 
Die Römer fochten tapfer wie immer und würden auch den Sieg 
errungen haben; aber sie gerieten in Schreck und Verwirrung, als 
während der Schlacht plötzlich die Elefanten, die große Türme mit 
Kriegern auf ihrem Rücken trugen, auf sie losstürzten. Pyrrhus 
siegte; als er aber das Schlachtfeld besah und bemerkte, daß die 
Römer alle ihre Wunden auf der Brust hatten, rief er aus: „Mit 
solchen Soldaten wäre die Welt mein, und sie gehörte den Römern, 
wenn ich ihr Führer wäre." 
Trotz seines Sieges knüpfte Pyrrhus in Rom Friedensunterhandlungen 
an. Als einflußreiche Senatoren zum Friedensräten, ließ sich ein hochbetagter, 
blinder Greis in die Senatssitzung tragen. Hier brach er in die Worte aus: 
„Bisher habe ich immer den Verlust meines Gesichtes bedauert; jetzt aber 
schmerzt es mich, daß ich nicht auch taub bin und unwürdige Anträge eurer 
Feigheit hören muß!" Nun mußte der Gesandte des Pyrrhus unverrichteter 
Sache wieder heimkehren. „Wie kam dir der Senat vor?" fragte ihn Pyrrhus. 
„Wie eine Versammlung von Königen!" war die Antwort. Die Römer wollten 
ihre Gefangenen gern auslösen und Wandten deshalb den Fabricius zu 
Pyrrhus. Dieser bot ihm reiche Geschenke, wenn er seinem Volke zum Frieden 
raten wolle; aber Fabricius lehnte sie ab, obwohl er arm war. Am folgenden 
Tage, als Fabricius eben mit Pyrrhus unterhandelte, öffnete sich plötzlich ein 
Vorhang; ein großer Elefant erhob ein lautes Gebrüll und schlang seinen 
Rüssel um den Kops des Römers. Lächelnd erwiderte dieser: „So wenig mich 
gestern dein Geld lockte, so wenig schreckt mich heute dein Elefant!" Einst 
erbot sich der Leibarzt des Pyrrhus in einem Briefe an Fabricius, gegen eine 
Belohnung Pyrrhus zu vergiften. Fabricius sandte den Brief sogleich an 
Pyrrhus. „Wahrlich," rief dieser aus, „es ist schwerer, den Fabricius von 
seiner Rechtschaffenheit abzubringen, als die Sonne von ihrem Laufe." 
Wieder nötigten die Römer den Pyrrhus zur Schlacht. Mit 
Pechkrünzen bewarfen sie diesmal einzelne Elefanten und machten sie 
rasend, vermochten aber dennoch nicht, die Phalanx der Epirer zu 
durchbrechen, sondern erlitten eine neue Niederlage; allein Pyrrhus 
sagte: „Noch einen solchen Sieg, und ich bin verloren!" Gern folgte 
er deshalb einer Einladung der Stadt Syrakus, ihr gegen die Kar¬ 
thager beizustehen. Nach zwei Jahren kehrte er auf Bitten der hart 
bedrängten Tarentiner zurück, erlitt aber bei Beneventum in Sam- 
ninm eine solche Niederlage, daß er nach Epirus zurückkehrte; Tarent 
ergab sich jetzt den Römern, die nun ganz Süd- und Mittel- z 
Italien in Besitz hatten.
	        
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