Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Das Sklaven- und Klienlenwesen. 73 
besuchten gemeinsam mit den Knaben die öffentlichen Schulen, in 
denen Lesen, Schreiben (auf Wachstafeln und Papier) und besonders 
Rechnen gelehrt wurde; die Töchter der höheren Stände lernten 
zu Hause auch Griechisch, Musik und Tanz. Alle Mädchen aber 
beschäftigten sich mit weiblichen Handarbeiten, besonders mit Spinnen 
und Weben; selbst Kaiser Augustus trug für gewöhnlich nur solche 
Kleider, welche von seiner Gemahlin oder seiner Schwester verfertigt 
waren. Die Ausbildungszeit für die Töchter war kurz bemessen, 
denn schon mit dem vollendeten 12. Lebensjahre erlangten sie das für 
die Verheiratung erforderliche Alter. Der Jüngling legte mit dem 
vollendeten 17. Lebensjahre die Manertoga an, war dann zum 
Kriegsdienste verpflichtet und erhielt Stimmrecht; aber erst mit dem 
25. Jahre ward er volljährig. Die römische Frau hatte eine freiere 
Stellung als die griechische: sie nahm an den Mahlzeiten des Mannes 
teil, empfing und machte Besuche, ging allein in den Tempel und ins 
Theater. Bis zu den punischen Kriegen soll in Rom keine Eheschei¬ 
dung vorgekommen sein; zur Kaiserzeit war sie ganz gewöhnlich. 
Müssiggang, Putz- und Genußsucht, ja selbst die schlimmste Sitten- 
losigkeit nahmen überhand. 
Die Toten zu bestatten, war heilige Pflicht jedes Römers; 
selbst für die in der Ferne Gefallenen oder Verschollenen errichtete 
man daheim ein leeres Grabmal. Die Leiche wurde gesalbt und mit 
der Toga bekleidet ; auch pflegte man ihr goldene Ringe und eine 
Münze — das Fährgeld für Charon — mitzugeben. Darauf wurde 
sie in einer Grabkammer beigesetzt oder auf einem Scheiterhaufen 
verbrannt. 
2) I)as Sklaven und Ktientenwesen. 
a. Sklaven. Wie bei allen Völkern des Altertums, wurde auch 
bei den Römern die Arbeit durch Sklaven besorgt; auch der 
Ärmste hatte einen oder mehrere derselben, sehr groß war aber oft 
die Menge der Sklaven in einem vornehmen römischen Hause. Die 
Diener in Haus und Küche, die Schmiede, Maler, Schuster, Barbiere 
und Arzte, Kammerfrauen und Sänftenträger, alle waren Sklaven. 
Eine bevorzugte Stellung nahmen die gebildeten Sklaven ein, die 
Rechnungsführer, Briefschreiber und Vorleser. Zu diesen Hans- 
sklaven kamen noch die zahllosen Landsklaven, welche in den 
Gärten, Bergwerken und Feldern arbeiteten oder das Vieh hüteten. 
Ein reicher Römer besaß oft 10000 Sklaven. Alle waren Fremde, 
namentlich Kriegsgefangene, die wie eine Waare öffentlich versteigert 
wurden. Die Lage der Sklaven war bei den Römern härter als 
bei den Griechen; nach dem Gesetze war der Sklave das völlige 
Eigentum des Herrn, der ihn nach Laune und Willkür peinigen und 
töten konnte. Ohrfeigen und Faustschläge waren eine alltägliche 
Strafe; dem wiederergriffenen Flüchtlinge wurde der Buchstabe^
	        
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