Sieg des Christentums. 81
wurden die Bischöfe und die Bibeln genommen, die Gotteshäuser nieder¬
gerissen, ganze Dörfer mit ihren christlichen Bewohnern wurden ver¬
brannt; aber das Christentum wurde trotzdem nicht unterdrückt. Die
überlebenden Christen hielten an ihrem Glauben, um den sie so viel
hatten kämpfen und leiden müssen, nur um so fester, und auf die Heiden
mochte die Standhaftigkeit und Freudigkeit, mit welcher die christlichen
Blutzeugen in den Tod gingen, einen gewaltigen Eindruck. Viele der¬
selben traten über, und so vermehrte sich trotz der Verfolgungen die
Zahl der Christen; mit Recht sagt man deshalb: „Das Blut der
Märtyrer ist der Samen der Kirche."
4) Sieg des tzhristenlums.
a. Konstantin Etwa dreihundert Jahre hatte die Verfolgung des
Christentums gewährt; da gelangte es endlich zum Siege. Das römische
Reich hatte um diese Zeit mehrere Kaiser und Unterkaiser, die bekämpf-
# ten oft einander; einer derselben war Konstantin, ein Freund der
Christen. Als er gegen seinen mächtigsten Gegenkaiser, der die Christen
haßte und verfolgte, zu Felde ziehen mußte, rief er den Gott der
Christen um Hilfe an. Da sah er, wie er erzählte, auf der Sonne
ein lichtes Kreuz und daneben die Worte: „In diesem Zeichen wirst
du siegen!" Konstantin staunte; in der Nacht aber erschien ihm
Christus mit demselben Zeichen und befahl ihm, das Kreuz zu
seinem Feldzeichen zu erwählen. Konstantin gehorchte und besiegte
am folgenden Tage seinen Gegner (312). Von nun an durften die
Christen frei ihren Gottesdienst halten; Konstantin gab ihnen die ge¬
raubten Güter zurück und baute ihnen die zerstörten Kirchen wieder
auf. In Jerusalem ließ er die herrliche Kirche des heiligen
Grabes errichten, die noch heute steht, und seine fromme Mutter
Helena schmückte Bethlehem und den Olberg mit Heiligtümern. Die
christliche Kirche war jetzt im römischen Reiche Staatsreligion; die 324
Heiden waren bald verachtet und traten deshalb lieber über. Dadurch
erhielt die christliche Kirche aber auch viele Glieder, welche nur des
irdischen Vorteils halber den Glauben gewechselt hatten. Weil in
Rom, das mit heidnischen Tempeln, Götzenbildern und Priestern an¬
gefüllt war, die meisten Leute noch am Heidentum festhielten, verlegte
Konstantin seinen Wohnsitz nach Byzanz, einer Stadt am Bosporus, die er
jetzt nach seinem Namen Konstantinopel, d. i. Stadt des Konstantin,
nannte. Erst kurz vor seinem Tode ließ sich Konstantin taufen; er
wollte danach seinen Purpurmantel nicht wieder anlegen, sondern starb
bald nachher in seinem weißen Tanfkleide.
Zur Zeit Konstantins brach in der christlichen Kirche eine ver¬
derbliche Irrlehre ans.. Ein Geistlicher, Arins, lehrte nämlich, Jesus
sei von Gott dem Vater geschaffen, daher ihm nicht gleich. Konstantin
berief deshalb die Bischöfe der christlichen Kirche nach Nicäa in
Hoffmeyer und Hering, Hilfsbuch. 7. Aufl. g