202 Die Gegenreformation und der dreißigjährige Krieg
Schöpfer dieses Barockstils gilt der geniale Bernini (f 1680), der
den Petersdom vollendete und den Petersplatz durch Säulengänge
abschloß. Vor allem gefiel sich der Jesuitenstil in den ungeheuer¬
lichsten Erfindungen, um seine Kirchen durch überreiche Aus¬
stattung anziehend zu machen.
§ 186. Die italienische Dichtung des 16. und 17. Jahrhunderts.
Auch in der Literatur erlebte die italienische Renaissance im 16. Jahr¬
hundert ihre Glanzzeit, die freilich schon gegen dessen Schluß ein
Ende fand, um dann im 17. Jahrhundert tiefem Verfall zu weichen.
Ihr allgemeines Gepräge empfing diese Literatur erstens durch die
unbedingte Pflege der schönen Form und zweitens durch den einst
schon von Dante erhofften völligen Sieg der toskanischen Mundart
über die ändern Dialekte, und mithin ihre Erhebung zur modernen
Die neue italienischen Sprache, die damals auch ihre literarische Gleichbe-
1 Schrift-e rechtigung neben dem Lateinischen errang.
spräche Zwei Namen überragen das 16. Jahrhundert: Ludovico Ariosto
Ariost und (f 1533) und Torquato Tasso (f 1595)- Ariosts Ruhm beruht auf
Tass0 seinem romantischen Epos Der rasende Roland [Orlando furioso),
das in lose aneinander gereihten Abenteuern die Liebe und den
Wahnsinn des karolingischen Helden schildert. Tasso ist vor
allem der geniale Schöpfer des klassischen Epos Das befreite Jeru¬
salem, als dessen geschichtlicher Hintergrund der erste Kreuzzug
erscheint. Der Dichter erlag nach jahrzehntelangem Leiden schwerer
Geisteskrankheit.
Daneben blühte in Italien auch die komische Dichtung. Sie
schloß sich an die alten Muster des Plautus und Terenz an, bemäch¬
tigte sich aber auch der zeitgenössischen Dichtung wie des „Orlando“
und des „Befreiten Jerusalem,“ und wurde somit zur Parodie, die
auch im 17. Jahrhundert sich größter Beliebtheit erfreute.
Der Druck der Inquisition und der Jesuiten lastete indes
zu hart auf jeder geistigen Selbständigkeit als daß die dichterische
Freiheit hätte gedeihen können; ebenso erwies sich die spanische
Fremdherrschaft als Feind aller freieren Regungen. An große Stoffe
Verfall der wagte man sich nicht mehr und entschädigte sich hierfür durch
Literatur sorgfältige, wenn auch oft gesuchte Behandlung von Form und
Inhalt [Marinismus). Drama und Epos konnten in solcher Luft am
wenigsten gedeihen, wohl aber schoß die süßliche Hirtendichtung
üppig empor. Man hatte das Hirtendrama längst durch musika¬
lische Einlagen zu beleben gesucht. Der entscheidende Schritt
geschah um 1600, indem man den ganzen Dialog musikalisch ein-
Die Oper kleidete und damit die Oper schuf.