Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

— 450 — 
3. Feier des fünfundzwanzigjährigen Reichsjubiläums 
am 18. Januar 1896. 
A. O. Klaußmann a. a. O. S. 130. 
Die Jubelfeier begann mit einem glänzenden Feste im Weißen Saale des Königlichen 
Residenzschlosses, wobei der Kaiser folgende Thronrede verlas: 
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 
usw., tun kund und fügen hiermit zu wissen: 
Nachdem fünfundzwanzig Jahre verflossen sind seit dem Tage, an dem 
Unsers in Gott ruhenden Großvaters Majestät der einmütigen Aufforderung 
der deutschen Fürsten und Freien Städte und dem Wunsche der Nation ent- 
sprechend die deutsche Kaiserwürde angenommen hat, haben Wir beschlossen, 
das Gedächtnis dieses denkwürdigen Ereignisses feierlich zu begehen, das dem 
langen Sehnen des deutschen Volkes endliche und glänzende Erfüllung brachte 
und dem wieder errichteten Reiche die Stellung schuf, die ihm nach seiner 
Geschichte und kulturellen Entwicklung inmitten der Völker des Erdreichs 
gebührt. 
Wir haben dazu die Bevollmächtigten Unsrer hohen Verbündeten und die 
Vertreter des Volks sowie die Männer entboten, die in jener großen Zeit 
an dem Werk der Einigung der deutschen Stämme hervorragend mitgewirkt 
haben. 
Umgeben von den Fahnen und Standarten ruhmreicher Regimenter, 
den Zeugen des Todesmutes unsrer Heere, die an jenem Tage den deutschen 
Kaiser grüßten, erinnern Wir Uns tief bewegten Herzens des erhebenden 
Bildes, das das in seinen Fürsten und Völkern geeinte Vaterland den Zeit- 
genossen bot. 
Im Rückblick auf die verflossenen fünfundzwanzig Jahre fühlen Wir Uns 
zunächst gedrungen, Unserm demütigen Danke gegenüber der göttlichen Vor- 
sehung Ausdruck zu geben, deren Segen sichtlich auf dem Reiche und seinen 
Gliedern geruht hat. 
Das bei der Annahme der Kaiserwürde von Unsers unvergeßlichen Herrn 
Großvaters Majestät angegebene und^von seinen Nachfolgern an der Krone 
übernommene Gelöbnis, "in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner 
Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands 
zu stütze« und die Kraft des Volkes zu stärken, ist mit Gottes Hilfe bis 
dahin erfüllt. 
Von dem Bewußtsein getragen, daß es berufen sei, niemand zuliebe 
und niemand zuleide im Rate der Völker seine Stimme zu Gunsten des 
Friedens zu erheben, hat das junge Reich sich ungestört dem Ausbau seiner 
innertt Einrichtungen überlassen können. 
In freudiger Begeisterung über die heiß ersehnte und schwer errungene 
Einheit und Machtstellung, in festem Vertrauen auf die Führung des großen 
Kaisers und auf den Rat bewährter Staatsmänner, insonderheit seines Kanzlers 
des Fürsten von Bismarck, stellten sich die werktätigen Kräfte der Nation 
rückhaltlos in den Dienst der gemeinsamen Arbeit. Verständnisvoll und opfer¬ 
bereit betätigte das Reich seinen Willen, das Erworbene festzuhalten und zu 
sichern, die Schäden des wirtschaftlichen Lebens zu heilen und bahnbrechend
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.