148 Hauptereignisse vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart. § 89.
ist das Land vor feindlichen Überfällen geschützt geblieben bis zu den Tagen
der Französischen Revolution.
5. Bedeutung des Siebenjährigen Krieges für die deutsche
Literatur. Friedrich der Große war nicht nur für das preußische Volk,
sondern auch für einen großen Teil der übrigen Deutschen ein nationaler
Held geworden, der dem deutschen Namen in der ganzen Welt Achtung
verschaffte. Goethe, der als Knabe in seiner Vaterstadt Frankfurt den
Krieg erlebte, schrieb später, daß er „Fritzisch" gesinnt, und daß es die
Persönlichkeit des großen Königs gewesen sei, die auf alle Gemüter ge¬
wirkt habe.
Den größten Vorteil zog aus diesem erwachten Nationalbewußtsein
die deutsche Dichtung. Das hat Goethe selbst erklärt mit den Worten:
„Der erste wahre und höhere, eigentliche Lebensgehalt kam durch
Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die
deutsche Poesie." Bald nach Beendigung des Krieges erschien Lessings
„Minna von Barnhelm", das erste nationale Bühnenstück von echt
deutschem Gehalte.
Der Preußenkönig brachte selbst allerdings der deutschen Literatur
infolge seiner französischen Bildung wenig Verständnis entgegen. Desto
heller leuchtete fürstliche Gunst den deutschen Dichtern am Hofe der Nichte
Friedrichs des Großen in Weimar. Dort hatten die geistvolle Herzogin
Amalie und ihr Sohn Karl August nach und nach die größten Schrift¬
steller des deutschen Volkes um sich versammelt, Wieland, Goethe, Herder,
Schiller. Die Werke dieser Männer sind Gemeingut des deutschen Volkes
geworden.
6. Feldherren des Siebenjährigen Krieges. Prinz Heinrich
von Preußen, der Bruder Friedrichs des Großen, war ein bedeutender
und geschickter Feldherr. Nach der Schlacht bei Kunersdorf täuschte er
durch geschickte Bewegungen die Österreicher und Russen, bis der König
seine Verluste ersetzt hatte. Sein Sieg bei Freiberg in Sachsen führte den
Frieden von Hubertusburg herbei.
Haus Joachim von Zieten^), geboren auf dem Gute Wustrau
bei Ruppin, trat mit 14 Jahren in preußische Kriegsdienste. Er hatte
mit Schwierigkeiten aller Art zu kämpfen, so daß er erst mit 31 Jahren
Offizier wurde. Während der Schlesifchen Kriege errang er den Ruhm
des ersten Reiterführers feiner Zeit. Seine Frömmigkeit, Bescheidenheit und
Gefälligkeit nötigten jedem Achtung und Liebe ab. Er starb 1786 im
87. Lebensjahre.
Der Graf von Schwerin entstammte einem alten pommerschen
Adelsgeschlechte. Er besuchte die Universitäten Leiden, Greifswald und
*) Vgl. Sallet, F. t>.: Zieten, und Th, Fontane: Zieten.