Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Als der Ochse das hörte, nahm er sogleich den Kopf 
zwischen die Beine, streckte die Hörner vor sich her 
und lief, ohne sich rechts oder links umzusehen, gerade 
auf die Kinder zu. Glücklicherweise sahen sie ihn aber 
schon von weitem daherkommen, ließen das Bäumchen 
los und sprangen mit lautem Schreien hinter den Zaun. 
Aber der Ochse war einmal ins Laufen gekommen, daß 
er nicht mehr anhalten konnte, und lief so gewaltig 
mit den Hörnern gegen das Bäumchen, daß er es um 
und um stieß. Da lag es nun mit allen seinen Äpfeln, 
mit dem Pfeile und der Peitsche — und war mausetot. 
Als der Ochse sah, was er angerichtet, blieb er 
stehen und sah sich um. Erst machte er ein recht 
dummes Gesicht dazu, so dumm, wie nur ein ganz 
dummer Ochse es machen kann. Dann aber fing er 
ruhig an, von den Blättern des Bäumchens zu 
schmausen. Aber das ging nicht so, wie er’s wohl 
dachte, denn der Vater der Knaben kam hinzu und 
band ihn wieder an demselben Eiecke an, wo er 
früher gestanden. Nun krochen auch Hans und Franz 
hinter ihrem Zaune hervor und jammerten recht, als 
sie sahen, was der Ochse getan hatte. Als ihnen der 
Vater aber einen andern Apfelbaum versprach, wurden sie 
wieder fröhlich und guter Dinge, sangen und sprangen 
und schossen und spielten, daß es eine Lust war. 
Das tote Bäumchen ward darauf in die Küche 
gebracht, in Stücke zerhackt — und mußte nun mit 
seinem Holze den Kindern noch obenein eine Suppe 
kochen. Hätte es hübsch die Äpfel hergegeben, so 
ständ’s noch da, und ihr alle hättet’s auch sehen können. 
Robert Reinick. 
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