V. Aus dem Zeitalter der Kreuzzügc. Erstes Kapitel. 195
und nach diesen Worten empfing er den Todesstreich. Als Friedrich von
Baden das Haupt seines Freundes fallen sah, schrie er in unermeßlichem
Schmerze so gewaltsam auf, daß alles anfing, zu weinen; aber auch sein
Haupt fiel. Konradins Mutter eilte nach Neapel, ihren Sohn zu lösen,
kam aber zu spät und erhielt bloß die Erlaubnis, eine Kapelle über
seinem Grabe zu erbauen, an deren Stelle nach Jahrhunderten ein
Schenkhaus trat!
Die Könige von Aragonien wurden wirklich Konradins
Rächer an Karl von Anjou: Peter entriß ihm nach 14 Jahren Si-
cilien, nachdem die verhaßten Franzosen auf der Insel von den Sicilianern
bei einem Aufstande (1282) sämtlich ermordet worden waren; sici-
lianische Vesper wird die blutige Rachethat genannt, weil die Vefper-
glocke das verabredete Zeichen zu ihr gab. Hundert Jahre später ist
Karls Nachkommenschaft auch in Neapel zu Grunde gegangen und auch
diese zweite Hülste des Reiches an das Haus Aragonien gekommen.
V. Aus dem Zeitatter der Kreuzzüge.
Erstes Kapitel: Wer $tampf ber christlich - germanischen Welt
mit der mutzammedantschen.
Entstehung und Veranlassung der Krevzzüge.
§ 88. Parallel mit den Entscheidungskämpfen zwischen
Kaisertum und Papsttum zieht sich die weltbewegende Erscheinung
der Kreuzzüge, ein Zeichen päpstlicher Weltherrschaft, wie auch
Veranlassung zur Untergrabung derselben. Dem westlichen Europa
war das Morgenland seit der Völkerwanderung nicht fremd geworden.
Dort holten die Pisaner und Genuesen Schätze des Handels, die
kostbarsten Genüsse und den teuersten Schmuck, märchenhafte Berichte
von Pracht und Reichtum Konstantinopels und der asiatischen Küstenländer
und viele Legenden wurden durch den fahrenden Spielmann umherge-
tragen; die heiligsten Reliquien stammten aus Palästina oder sollten dort
verborgen sein, und alljährlich knieten Pilgerscharen aus dem Abendlande
auf dem Ölberge und Golgatha. Noch immer feit der großen Wander-
zeit stützten sich die byzantinischen Kaiser auf germanische Söldner-
scharen, bis ins 13. Jahrhundert galten die gelehrten Schulen von
Athen für Bewahrer vieles geheimen Wissens und wurden von lernbe-
gierigen Franken, Angelsachsen und Normannen besucht, Baukünstler wurden
aus Alexandrien nach Italien verschrieben, und nicht nur aus den römi-
schen Städten Italiens und Frankreichs, auch aus alten Kolonien der
Hellenen kamen in die neuen Werkstuben der deutschen Stadtbürger grie¬
chische Erfindnngen des Handwerks und der bildenden Kunst. Doch
den lebhaftesten Verkehr mit dem Morgenlande vermittelte der
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