Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

Rückblick auf das Altertum. I. Deutsche Stammesgeschichte. 15 
oder freie Übereinkunft unter mehreren Stämmen bie alte Gauverfassung 
zu weiterer staatlicher Ausbilbuug gebrängt würbe. Die Ansbehnnng 
der Herrschaft bes Königs entsprach seinem Reichtum an Grund- 
besitz, ber namentlich in eroberten Gebieten ihn weit über bie anbereit 
freien Männer erhob. So gewann er die Mittel, ein glänzendes unb 
zahlreiches Gefolge zu erhalten unb nach unb nach golbene Ketten. 
Ringe, golb- unb ebelstein gezierte Waffen zu seinem hergebrachten könig- 
liehen Schmucke zu fügen. Der König war aber nicht allein ber Fürst 
ber Gemeinbe, ber Führer seines Gefolges, er war zugleich ber Schutz¬ 
herr aller Hilfsbebürftigeu, ber Witwen unb Waisen, ber Fremb- 
linge unb vor allem jener zahlreichen Klasse von persönlich freien 
Männern, bie, ohne Besitz von ber Gemeinbe ausgeschlossen, erst unter 
ber Königsherrschaft zum vollen Genüsse ber Freiheit gelangten unb sich 
sichtlich über bett Stanb ber Knechte unb eignen Leute erhoben. Doch 
waren bei beit verschobenen Völkerschaften bie Formen bes staatlichen 
Lebens noch verschieben unb schwankten in fortwährenber Umgestaltung. 
„Aus ihrer Zersplitterung unb Abgeschlossenheit gegen anbere Völker 
traten bie Deutschen erst vollstänbig heraus, als ber Freiheitssinn unb 
Helbenmut ihrer Seelen sie in bie Bahnen ber Weltgeschichte trieb. Die 
ihnen angeborne Treue und die tief in ihre Herzen gesenkte Scheu vor 
dem Heiligen wurden dann die Wurzeln, aus denen das höhere staatliche 
und religiöse Leben, zu dem sie nun gelangten, Nahrung sog." 
2. Deutsche Wander-, Freiheits- und Angriffskriege gegen 
die Römer. 
Kimbern und Teutonen. 
§ 10. Als die Römer mit der Unterwerfung der Kelten nördlich 
und westlich der Alpen beschäftigt waren, begegneten sie sich das erste mal 
mit den in gleicher Arbeit begriffenen Germanen. Es waren die Kimbern 
(Kempen), welche sechs konsularische Heere schlugen und die Gefangenen Iis 
den Göttern opferten; „kimbrischer Schrecken" erfüllte Rom vor biesen v.Chr. 
Barbaren. Sie hatten riesige Leiber, trugen eherne Panzer unb hellleuch- 
tenbe Schilbe, Helme wie seltsame Tierköpfe mit fürchterlich gähnenbem 
Rachen, einen doppelspitzigen Wurfspieß unb lange Schlachtschwerter. 
Ihre Weiber begleiteten burch anseuentben Zuruf bie Kämpfer, unb weise 
Frauen mit langen weißen Linnengewändern unb wallendem Haar burch- 
schnitten ben als Opfer bekränzten Kriegsgefangenen über ehernen Kesseln 
bie Kehle, ans bem fpringenben Blutstrahle weissagenb. Aus Spanien 
über bie Pyrenäen zurückgewiesen, begegneten bie Kimbern in den von den 
Römern zur Provinz gemachten südöstlichen Gallien (Provence) den 
Teutonen, die ebenfalls wie die Kimbern mit Weib, Kind und fahrender 
Habe auf der Wanderung begriffen, von den Römern Land begehren, 
um sich nieberznlassen. Nachbem sie Gallien verwüstet, trennen sie sich; 
bie Kimbern gehen wieber über ben Rhein burch Vinbelicien, um von 
Noricum aus burch bie östlichen Alpenpässe in Italien einzubrechen,.
	        
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