fullscreen: Bayern unter Prinzregent Luitpold und König Ludwig III. Der Weltkrieg (seit 1914) (Hauptteil 3, Ergänzungsheft)

12 Der Weltkrieg (seit 1914). 
Revanchekrieg erwerben. Ein englisch-französischer Vertrag (1904), 
der die englischen und französischen „Interessensphären" in Afrika ab¬ 
grenzte, hatte hauptsächlich beit Zweck, ein Zusammengehen Frankreichs 
und Englands gegen Deutschland zu ermöglichen. 
Dem gleichen Zweck diente ein englisch-russischer Vertrag (1907), 
bei in ähnlicher Weise die russische und die englische Interessensphäre in 
Asien abgrenzte. 
Schon vorher (1886) war die Kriegsgefahr wieder einmal dringend 
geworden, als in Frankreich ein ehrgeiziger General, namens Boulanger, 
auftrat und ganz offenkundig den Rachekrieg gegen Deutschland predigte. 
Nur eine beträchtliche Heeresvermehrung in Deutschland, die sich 
noch mehrmals (1893, 1912 und 1913) wiederholte, konnte den Kriegseifer 
der Franzosen vorübergehend abkühlen. 
Eine wesentliche Förderung erfuhren die kriegerischen Pläne unserer 
Gegner durch den Nationalitätenstreit in Österreich-Ungarn, der das ver¬ 
fassungsmäßige Staatsleben in der Donaumonarchie geradezu lähmte 
und bei den Feinden den Eindruck erweckte, als ob die wirtschaftliche und 
militärische Kraft Österreichs einem nachhaltigen Stoße Rußlands nicht 
werde widerstehen können. 
^ 3n Italien erfolgte schon seit 1898 eine gewisse Annäherung an 
Frankreich, England und Rußland. Frankreich versprach (1902) 
gegebenenfalls die Besitzergreifung von Tripolis durch Italien nicht zu 
verhindern: mit England als dem Herrn des Mittelmeeres (Gibraltar, 
Malta, Cypern, Ägypten) mußte Italien ohnehin gute Beziehungen 
unterhalten, zumal feine langgedehnten Küsten jedem Seeangriff offen 
gestanden wären; mit Rußland hatte Italien den Wunsch gemein, Öster¬ 
reich auf der Balkanhalbinsel nicht zu weit um sich greifen zu lassen. 
Die Eroberung von Tripolis durch die Italiener erfolgte dann 1911/12 
und wurde im Frieden von Lausanne (i. d. Schweiz) durch die Türken 
anerkannt. 
Der Burenkrieg (1899—1902) hat viel zur Entfremdung zwischen Eng¬ 
land und Deutschland beigetragen, weil die anfänglichen Erfolge der Buren in 
Deutschland Begeisterung erweckten, was in England übel vermerkt wurde. 
Die marokkanischen Händel, d. h. die Bestrebungen Frankreichs 
sich Marokko einzuverleiben, führten seit 1894 wiederholt zu ernsten Span¬ 
nungen zwischen Frankreich und Deutschland. Nur die mangelnde Kriegs¬ 
bereitschaft Rußlands, das durch den russisch-japanischen Krieg geschwächt 
war und mit französischem Gelde vorher eine Anzahl strategischer Bahnen 
an seiner Westgrenze bauen wollte, verzögerte den Kriegsausbruch noch. 
Sehr bedenklich für den europäischen Frieden waren schließlich die 
beiden Balkankriege (1912/13). Durch den ersten verlor die Türkei alle 
Gebiete westlich der Maritza an Bulgarien, Serbien, Montenegro und 
Griechenland. Der zweite Krieg, der zwischen den Siegern um die Beute 
geführt wurde, endete mit einer Niederlage der Bulgaren durch die ver-
	        
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