Ungarn.
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Landtag zu schicken. An Bildung und Wohlstand stehen sie auch
bis jetzt noch den andern Nationen nach.
Siebenbürgen wird erst wichtig und bedeutend, seitdem die
Türken sich in der Hämushalbinsel festsetzten. Wie wir gesehen
haben, zog von hier aus Sigismund gegen die Eroberer Serbiens. Sein
angeblicher Bastardsohn Hunyades, der Woywod von Siebenbürgen, ist
der berühmte Vorkämpfer der Christenheit und nur, weil man seine Ratli-
schläge nicht beachtete, ging die Schlacht bei Varna im Jahre 1444
verloren als ein trauriges Vorspiel für den bald darauf erfolgenden Fall
Konstantinopels. Des Hunyades Sohn Mathias Corvinus wurde König
von Ungarn und gehörte zu den besten Herrschern, welche dies Reich
gehabt hat. Dem Hause Habsburg ist Siebenbürgen lange ein un¬
sicherer Besitz geblieben. Hier hielt sich besonders Johann Zapolya,
der Gegenkönig Ferdinands I.; hier herrschte zur Zeit des 30jähri¬
gen Krieges Gabriel Bethlen, hier Ende des 17ten Jahrhunderts die
Apaffis unter türkischem Schutz. Seit der Zeit Eugens von Savoyen
aber haben die Türken in Ungarn und Siebenbürgen sich nicht mehr
festsetzen können. Wollen wir die Vertheilung der bedeutendsten
Völker in Siebenbürgen uns durch Zahlen klar machen, so würden
wir etwa für das Land der Ungarn 573 Quadratmeilen rechnen^
welche unter neun Comitate getlieilt sind. Die Szekler haben 217
Quadratmeilen inne und theilen ihr Land nicht in Comitate, sondern
in Stühle. Szekler und Ungarn leben dort etwas über eine halbe
Million. Das Land der Sachsen ist das kleinste; es umfasst 155
Quadratmeilen und hat etwa 200,000 Einwohner. Dieses Gebiet
zerfällt in neun Stühle und einige Distrikte. Am zahlreichsten über
1,100,000 sind die Rumänen, die im Nordwesten und Süden des
Landes angesiedelt sind. Ausser diesen vier Stämmen finden sich
aber noch kleinere Bruchtheile von Völkern, die wir hier füglich
übergehen. Das ganze Land hat nicht voll zwei Millionen Eimvoh-
ner. Wie sich hier alle möglichen Völker mischen, so finden sich
hier auch viele Confessionen; doch sind nur vier anerkannt: die ka¬
tholische, reformirte, lutherische und die unitarische. —
Die Magyaren haben ihre Sitze nicht so weit hin in die Alpen
ausgedehnt wie die Slaven. Wir wissen ja, dass die ersteren als
ein Reitervolk die Ebene mehr, als die Berge liebten. So haben
sie denn nur die Tlieile der Ostalpen sich unterworfen, in denen
breite Flussthäler den Zugang möglich machten. Sie haben aber mit
Ausnahme eines Ostausläufers auf allen sich festgesetzt. Ueberall
Ross, geogr. Repetitionen. 11