Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

150 Fünfte Periode. Von 1517-1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648. 
wog die Bürgerschaft ihn zurückzurufen. Von 1541 bis zu seinem 
Tode 1564 begründete und leitete er seinen Genfer Gottes¬ 
staat, dem er das Gepräge seines ernsten, sittlichen, logischen, 
gemütlosen, kalten und doch fanatisch - leidenschaftlichen Wesens 
aufdrückte; ließ er doch den spanischen Arzt Michael Servede 
(Servetus), der die Dreieinigkeit leugnete, verbrennen. 
b) Seine Lehre. Seine unerbittliche Logik tritt auch in 
seiner Auffassung von der Prädestination und Gnadenwahl her¬ 
vor. Die Stärke seiner religiösen Empfindung zeigt sich ander¬ 
seits darin, daß er in der Auffassung des Abendmahls Luther 
näher stand als Zwingli. Der radikalste Gegner der katholischen 
Hierarchie insofern, als er so grundsätzlich wie keiner der Re¬ 
formatoren auf die urchristliche Selbständigkeit der Gemeinde 
und ihre demokratische Verfassung zurückging, berührte er sich 
wiederum mit der katholischen Auffassung, indem er Kirche und 
Staat als eins betrachtete und das gesamte Leben, auch das poli¬ 
tische und private, seiner Gesetzgebung und Kirchenzucht unter¬ 
warf. Daß Calvin nicht bloß ein großer Reformator, sondern 
auch eine Herrschernatur und ein rücksichtsloser Staatsmann 
war, verlieh dem Calvinismus seine Kraft und ermöglichte seine 
Erfolge. 
c) Verbreitung des Calvinismus. Außer in der französi¬ 
schen Schweiz fand der Calvinismus Anhänger in einigen 
Teilen Deutschlands, namentlich in der Pfalz, wo der Heidel¬ 
berger Katechismus entstand, ferner in den Niederlanden, in 
Frankreich, wo die Calvinisten Hugenotten (vermutlich Ver¬ 
stümmelung aus „Eidgenossen") genannt wurden, in Schottland 
und von da aus in England; hier nannte man sie oft Puritaner 
(von lat. purus = rein). 
II. Philipp II. von Spanien und der Abfall 
der Niederlande. 
§ 126. 1. Der niederländische Aufstand bis 1579. 
a) Philipp II. und die Niederlande. Beim Tode seines Vaters 
war Philipp H. (1556 — 98) der mächtigste Monarch Europas, 
Spanien die erste Großmacht, die spanischen Heere die besten der 
Welt, die spanische Flotte die größte des christlichen Europas.
	        
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