I. Die Germanen und ihre Staatenbildungen auf römischem Reichsboden.
15
Plünderung. Im Begriffe nach Afrika, der Kornkammer Italiens,
überzusetzen starb er bei Cosenza und wurde im Busento
begraben.
Sein Schwager und Nachfolger Athaulf ging, angesichts
der Unmöglichkeit in Italien ein Gotenreich zu gründen, nach
Gallien. Trotz seiner Vermählung mit Galla Placidia, des Ho-
norius Stiefschwester, die in gotischer Gefangenschaft war, ver¬
mochte er nicht mit Honorius in ein endgültiges Vertragsverhältnis
zu treten. Dies gelang erst nach seiner Ermordung seinem zweiten
Nachfolger "Walja, der sich verpflichtete, für Honorius die in
Spanien (seit 409) entstandenen Germanenreiche zu bekämpfen:
die Alanen, die in Portugal, die Sweben, die im NW., die
Vandalen, die in Andalusien und einem Teile der Hochebene
sich festgesetzt hatten. Dafür erhielt er 419 ein Stück von Gallien
s. der Loire mit der Hauptstadt Tolosa (Toulouse), zunächst unter
römischer Oberhoheit, die aber naturgemäß bald schwand.
ß) Das Vandalenreich. Von hier aus dehnte sich das West¬
gotenreich südwärts über die ganze spanische Halbinsel mit Aus¬
nahme des NW. aus. Die Vandalen verließen diese und gingen
429 unter Gaiserich nach Afrika, wo sie endlich zur Ruhe kamen
und ein Reich gründeten, dessen Hauptstadt später Karthago
wurde. Bald wurden die Vandalen, seitdem sie sich auf die
Schiffahrt geworfen hatten, der Schrecken der Küstenbewohner
des Mittelmeeres.
y) Das Burgundenreich. Unterdessen war Honorius ge¬
storben, und unter seinem Neffen Valentinian HL wurde Aetius,
„der letzte Römer", leitender Minister. Dieser vernichtete (437)
mit Hilfe hunnischer Scharen das Burgundenreich des Königs
Gundahar, das um Worms und Mainz entstanden war, nachdem
die Burgunden aus ihren ursprünglichen Sitzen (§ 3) zunächst
nach dem oberen Main und dann den Fluß abwärts gezogen
waren. Erinnerungen an diese Kämpfe leben im Nibelungenliede
fort. Die Reste des Volkes wurden in Savoyen angesiedelt und
dehnten sich von hier weiter ins Rhonetal aus.
d) Die Angelsachsen. Das römische Britannien war seit dem
Abzüge der römischen Truppen den Einfällen der wilden Pikten
und Skoten ausgesetzt. Die christliche keltisch-römische Be-