I. Erhebung Preußens zur Großmacht.
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ihre Lage so gefahrvoll, daß sie sich genötigt sah, mit Friedrich
(im Oktober 1741) das geheime Abkommen von Klein-Schnellen¬
dorf (ö. von Neiße) abzuschließen, worin sie ihm Mederschlesien
überließ gegen sein Versprechen neutral zu bleiben. Da sie aber
das Schweigen brach, trat Friedrich dem Teilungsbündnisse bei.
Auf sein Drängen wurde (im Januar) 1742 Karl Albert von
Bayern in Frankfurt zum Kaiser gewählt; als Karl VII. regierte
er von 1742 — 45. Doch er war ebenso unfähig wie ehrgeizig;
sein Kaisertum war ein kraftloser Schemen.
Am 17. Mai 1742 schlug Friedrich nach heißem Kampfe
Maria Theresiens Schwager Karl von Lothringen bei Chotusitz
(Tschaslau) s. vom Elbbogen in Böhmen. Wieder entschied
den Sieg das Fußvolk; aber auch die preußische Reiterei zeigte
sich hier viel tüchtiger als bei Mollwitz. Um sich ihres gefähr¬
lichsten Gegners zu entledigen, schloß nun Maria Theresia auf
Georgs II. von England Eat mit Friedrich den Yorfrieden zu
Breslau, dem (im Juli) 1742 der Schlußfriede zu Berlin folgte.
Sie trat ihm ganz Schlesien nebst der Grafschaft Glatz
(die bisher zu Böhmen gehört hatte) ab; nur die Gebiete von
Teschen, Troppau und Jägerndorf blieben österreichisch.
Frankreich, Karl VII. und Sachsen waren über Friedrichs Bundes¬
bruch entrüstet. Die erworbenen Länder empfanden bald den
Segen der preußischen Verwaltung.
c) Der Krieg bis 1744. Jetzt wandte sich Maria Theresia §38.
mit Erfolg gegen ihre ändern Feinde. Sie eroberte ihre, zum
Teil verloren gegangenen, Erbländer wieder, schlug sogar Karl VII.
aus Bayern heraus und ließ sich in München huldigen; Karl floh
nach Frankfurt und lebte dort von der Gnade der Bürger.
Georg II. schickte ein Heer, die „pragmatische Armee“; sie
schlug die Franzosen bei Dettingen (am Main, s. von Hanau).
Nun durfte Maria Theresia, die keinen Schlesier sehen konnte,
ohne Tränen zu vergießen, hoffen, auch Schlesien wiederzugewinnen.
Der Friedrich feindlich gesinnte sächsische Minister Graf Brühl
bestimmte den Kurfürsten zum Abschluß eines Vertrages mit
der Königin, indem er auf ihre Seite trat, wogegen sie ihm
Aussicht auf eine territoriale Verbindung Sachsens mit Polen
machte.