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Komische Geschichte. Vierte Periode (31 y. Chr. bis 395 n. Chr.).
§ 120,
Leben besser und reiner. Im ganzen war im 1. und 2. Jh. der
Lebensgenuß feiner, der Wohlstand allgemeiner, die Lebenshaltung
aller Schichten der Bevölkerung höher als in früherer Zeit.
4. Geistige Kultur.
a) Die bildende Kunst. Der bildenden Kunst, besonders der
Baukunst, war die Kaiserzeit sehr günstig. Man benutzte die
griechischen Formen, wenn auch nicht mit vollem Verständnis;
die größeren Lebensverhältnisse zeigen sich in der reicheren
Pracht und den größeren Maßen, die durch den Gewölbebau er¬
möglicht wurden. Der Augustischen Zeit gehören an die (Grab-)
Pyramide des Cestius und das Pjjltheon, ein den Göttern des
Julischen Geschlechts geweihter Tempel, nach der Vernichtung
durch eine Feuersbrunst von Hadrian als kuppelbedeckter Rund¬
tempel wieder aufgebaut; berühmt sind ferner das Plavische
Amphitheater, das Kolosseum, das 4=3000 Zuschauern Sitz¬
plätze bot, die Thermen und der Triumphbogen des Titus, das
Forum des Trajan mit der Trajanssäule, der Trajansbogen, das
Grabmal des Hadrian (Engelsburg). Die Triumphbögen trugen
schönen Reliefschmuck. Auch sonst erlebte die Plastik eine
bemerkenswerte Nachblüte (Augustusstatue, Antinous). Glänzendes
leistete das Kunsthandwerk.
b) Die Literatur. Weniger förderlich war die Kaiserzeit der
Dichtung. Nach der Blütezeit im Augustischen Zeitalter, wo
die Poesie doch nur Hofpoesie war, vermochte nur noch die Satire
Bedeutendes zu leisten (Juvenal). Es entsprach dem materiellen
Zuge der Zeit, daß die allgemeine Bildung bedeutend war, aber
mehr flach und in die Breite als in die Tiefe gehend. Das Zeit¬
alter war sehr schreiblustig; doch der Wert der meisten Literatur¬
werke ist gering.
Als wissenschaftliche Leistungen sind aus dem 1. und 2. Jh.
zu erwähnen die Naturalis historia des Plinius (*}* 79) und die
Geschichtswerke des Livius, des Tacitus und des Suetonius
(Kaiserbiographien von Cäsar bis Domitian). In griechischer
Sprache schrieben Strabon (Erdkunde) und Plutarch (Lebens¬
beschreibungen griechischer und römischer Männer). Großartig
war die Entwicklung der römischen Jurisprudenz. Die Griechen