II. Die arische Zeit.
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nördlich vom Schwarzen Meere wohnten, und überschritt die
Donau auf einer Brücke, deren Bewachung griechischen Fürsten
anvertraut wurde. Da machte Miltlades, so wird erzählt, der
ein Fürstentum auf dem thrakischen Chersones besaß, den Vor¬
schlag, die Brücke abzubrechen, damit der König umkäme. Doch
dem widersprach Histiäus von Milet; und so fand Darius, als er
aus Mangel an Lebensmitteln umkehren mußte, die Brücke
erhalten. Miltiades floh nach der Heimat seines Geschlechts, nach
Athen, von wo sein Oheim einst ausgewandert war; Histiäus
aber erhielt vom König zum Dank ein Fürstentum in Thrakien.
War auch die Eroberung des Skythenlandes mißlungen, so
hatte der Kriegszug des Darius doch das Ergebnis, daß Thrakien
unterworfen wurde.
Das Ergebnis der bisherigen Entwickelung des Orients war
also, daß die ältesten, ursprünglichen Kulturen innerlich ab¬
gestorben waren; daß die assyrischen Eroberungen die orien¬
talischen Yölker ihrer nationalen Eigenart entkleidet hatten; daß
dadurch ihr Aufgehen in das persische Weltreich möglich ge¬
worden war. Nun war die Frage, ob auch die Griechen und
dann vielleicht das ganze Abendland dasselbe Schicksal treffen
sollte. So bildet die Schlacht von Salamis eine neue Epoche in
der Entwickelungsgeschichte der Menschheit.