9
9
L. Der Kirschbaum.
B. Spiegel der Natur.
1. »Der Lirschbaum.
1. Zum Fruhling sprach der
liebe Gott:
„Geb, deek' dem Vurmlein seinen
Tiscehl·
Darauf der Kirschbaum Blätter
trus,
viel tausend Blätter, grün und
friseh.
2. Und's Würmlein, aus dem
Ei erwacht's
nach langem Sceblaf im Winter-
haus.
Es sstreckt sieh, sperrt sein Maul-
chen auf
und reibt die blõden Augen aus.
3. Und drauf, so nagt's mit
stillem Zahn
am zarten Blätteben hier und
dort
und spricht: „Wie ist's Gemüs'
so gut,
man kommt schier nimmer wie—
der fort!“
4. Und aber sprach der liebe
Gott:
„Deck jetæt dem Bienlein seinen
Tiscehl
Darauf der Kirsebbaum Bluten
trug,
viel tausend Blüten, weiß und
frisch.
56. Und bei der Sonne Morgen-
leht
schaut's Bienlein, und es fliegt
heran
und denkt: Das wird mein Kaffee
sein;
sie haben kostbar Porzellan.
6. Wie sauber sehn die Kelch-
lein aus!
So steckts sein Zungelehen hinein
und trinkt und sagt: „Wie
schmeckt's so su;
der Zucker muß doch woblfeil
seinl?
7. Zum Sommer sprach der
lebe Gott:
„Deck aueh dem Sputzlein seinen
Tischl
Darauf der Kirschbbaum Prüchte
trug,
viel tausend Kirschen, rot und
friseh.
8. Und's Spãtzlein sagt: „Ist's
so gemeint?
man Platz und fragt
nieht lang';
das giebt mir Kraft in NMark
und Bein
und stãrkt die Kehle zum Gesang.“
9. Zum Herbste sprach der
liebe Gott:
„Raum' ab, sie haben alle jetztl“
Drauf kam die kühle Bergesluft,
und schon hat's kleinen Reit
gesetet.
10. Die Blätter werden gelb
und rot
und fallen bei des Vindes Weh'n;
denn was vom Boden aufwurts
kommt,
muß auebh zum Boden ab wärts
gehn.
11. Zum Winter sprach Gott
zum Beschlub:
„Deck wacker zu, was übrig istl
Da streut er Sehnee im Ubersflub.
Rach Zebel.