Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

50 Sechste Periode. Von 1648—1789. — Zweiter Abschnitt. Von 1740 — 1789. 
Zum Entsätze von Prag rückte ein österreichisches Heer unter 
Leopold von Daun heran. Zu seinem Schaden hat Friedrich 
diesen Feldherrn, der freilich seine Genialität nicht besaß, aber 
doch ein ausgezeichneter Heerführer war — die Zeitgenossen 
verglichen beide Männer mit Hannibal und Fabius Cunctator —, 
stets unterschätzt. Am 18. Juni griff er mit 31000 Mann bei 
Kol in (am zweiten Elbknie) das in starker Stellung verschanzte, 
54000 Mann starke Heer Dauns an und wurde geschlagen; er 
trat den Rückzug an, dank der Tapferkeit des Husaren generals 
Zieten in voller Ordnung. Die Belagerung von Prag mußte er 
nun aufheben und [ging nach Sachsen. Die dankbare Kaiserin 
nannte Daun den Retter ihrer Monarchie. 
Größer als der rein militärische war der moralische Ein¬ 
druck von Friedrichs Niederlage. Sie ermutigte die ändern Feinde 
des Königs zum Angriff. Die Franzosen unter Marschall d’Estrees 
kamen über den Rhein und besiegten ein hannoversches Heer 
unter dem kopflosen Herzog von Cumberland bei Hasten¬ 
beck (an der Weser s. von Hameln) (Juli), worauf dieser mit 
d’Estrees' Nachfolger, dem Herzog von Richelieu, die schimpfliche 
Konvention von Kloster Zeven (nö. von Bremen) abschloß, 
welche Hannover den Franzosen auslieferte; diese mißhandelten das 
Land in schändlicher Weise. Die Schweden fielen in die Ucker¬ 
mark ein. Die Russen erschienen unter Fermor und Apraxin 
(spr.: Apräxin) in Ostpreußen, besiegten, in vierfacher Überzahl, 
den greisen General Lehwaldt bei Groß-Jägersdorf (w. von 
Insterburg) (30. August) und hausten im Lande in barbarischer 
Weise. Der österreichische General Hadik gelangte sogar auf 
einem kühnen Streifzuge mit 4000 Kroaten nach Berlin und 
brandschatzte die Stadt. 
Nach einiger Zeit verließen die Russen jedoch wieder Ost¬ 
preußen, so daß Lehwaldt sich gegen die Schweden wenden 
konnte, die er aus Pommern fast ganz herausschlug. Die Kaiserin 
Elisabeth war nämlich schwer erkrankt, und von ihrem Neffen 
und Nachfolger Peter war bekannt, daß er ein Verehrer Fried¬ 
richs d. Gr. war. Um sich bei diesem beliebt zu machen, rief 
Bestushew die Generäle zurück. Doch die Kaiserin genas, und 
ihr Günstling fiel in Ungnade.
	        
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