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Dritte Periode. Von 1056 — 1273.
vollendete sich gerade in jener Zeit die Kolonisation des Ostens,
zeigten sich bemerkenswerte Fortschritte der allgemeinen Kultur.
a) Kolonisation des Ostens. Sie war nach dem Scheitern
der kolonisatorischen Bestrebungen des Kaisertums am Ende des
10. Jh. (§ 40) ein Werk deutscher Fürsten, Ritter, Mönche
(Zisterzienser und Prämonstratenser), Städter und Bauern; sie
war das gemeinsame Werk aller deutschen Stämme, die größte
Tat des deutschen Volkes im Mittelalter.
Bis zum Ende des 13. Jahrh, wurden an der Ostseeküste
Mecklenburg (§ 65), Pommern (Herzogtum Slawien), Pom¬
merellen mit Danzig (Gdansk) germanisiert. Die Kolonisation
Livlands und Estlands war ein Werk des Schwertbrüder¬
ordens, dessen Reste mit dem Deutschorden verschmolzen, nach¬
dem dieser sein großes Werk, die Eroberung des Preußenlandes,
begonnen hatte. Auf den Ruf des polnischen Herzogs Konrad
von Masowien sandte der Hochmeister Hermann v. Salza Her¬
mann Balke als Landmeister nach Preußen; der Orden begann
die Eroberung 1231 vom Kulmerlande aus; sie war 1283 voll¬
endet. Die einheimische Bevölkerung blieb erhalten, wurde aber
nach dem großen Aufstande (1260 —1273) größtenteils hörig.
Die Kolonisation begann mit der Erbauung von Städten, die
sich an Ritterburgen anlehnten; ihre Bevölkerung bestand aus
deutschen Ansiedlern (Kulm, Thorn, Elbing, Memel, Königsberg).
Brandenburg machte großartige Fortschritte. Albrecht der
Bär (1134—70) hatte zur Altmark (§ 62) die Priegnitz durch
Eroberung, die Zauche und das Havelland durch Erbschaft er¬
worben. Seine Nachfolger dehnten ihre Herrschaft aus über das
Barnim und Teltow, die Uckermark und Neumark. Der ein¬
heimische Adel verschmolz mit, den eingewanderten Deutschen,
die Landbevölkerung aber wurde größtenteils ausgerottet; die
Bauern wie die Bürger der Städte (Spandau, Kölln a. d. Spree
[1232], Berlin [1240], Frankfurt a. O., Landsberg a. W.) waren
deutsche Kolonisten. Markgraf Waldemar (f 1319) gehörte
zu den ersten Fürsten seiner Zeit. 1320 erlosch das askani-
sche Haus.
Die Grermanisation der Marken Lausitz und Meißen ist ein
Werk der Wettiner, seitdem Heinrich I. (1086 und 89) diese