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und mußte nach monatelangem Hin- und Herfahren unter dem bösesten
Unwetter an der Landenge von Panama umkehren. Mit zwei sinkenden
Schiffen landete er endlich in Jamaica. Dort wurde er fast ein Jahr
unter aufreibenden Sorgen festgehalten und konnte die Indianer schließlich
nur durch eine List zwingen, ihm Lebensmittel zu liefern, indem er ihnen
mit dem Zorne der Götter drohte, die ihr leuchtendes Angesicht von ihnen
wenden würden, was auch bei einer Sonnenfinsternis am 29. Februar
1504 eintrat. Nachdem noch eine Meuterei unter seinen Leuten blutig
unterdrückt war. konnte er aus gesandten Schiffen seine letzte Heimreise
antreten. Als gebrochner Mann, von niemand beachtet, kehrte er im
November 1504 nach Spanien zurück.
Als der Mann lästig zu werden anfing, nachdem er zu nützen auf-
gehört hatte, schob man die Erfüllung der gegebenen Versprechen immer
weiter hinaus. Darüber starb Columbus am 21. Mai 1506 zu Valla-
dolid in den Armen der Franziskaner; seine letzten Worte waren: „In
deine Hände, Herr, befehle ich meinen Geist!" Seine Leiche wurde im
Klosters dann in Sevilla beigesetzt. 1540 nach San Domingo gebracht,
1795 nach Habana übergeführt. Nach Rüge.
9. Die Entdeckung des Seeweges nach 3itMcit
Fernäo de Magalhäes. Derselbe war 1480 in Portugal von
vornehmen Eltern geboren. Auf verschiedenen großen Seefahrten zeichnete
er sich aus, nahm an einem Feldzuge gegen Marokko teil, wo er eine
schwere Verwundung am Beine davon trug, daß er zeitlebens hinkte. Er
nahm seinen Abschied und zog sich, verbittert durch Zurücksetzungen, ins
Privatleben zurück; hier beschäftigte er sich mit dem Plane, die Gewürz-
inseln aus dem Seewege um Südamerika herum zu erreichen. Da er in
Portugal keine Unterstützung fand, verzichtete er offen auf seine Nationa-
lität und ging nach Spanien. Dort erkannte man die Bedeutung eines
solchen Weges und stellte ihm 5 Schiffe mit 284 Mann zur Verfügung.
Die Entdeckungsfahrt. Am 19. April 1519 erfolgte die
Abfahrt von Barcelona. Magalhaes steuerte au der Ostküste Südamerikas
entlang und versuchte bei Rio de Janeiro sowie bei Montevideo vergeblich
die Durchfahrt; er mußte an der patagonischen Küste überwintern. Dem
Verlangen seiner Mannschaft, umzukehren, trat er mit Entschiedenheit und
blutiger (Strenge entgegen. Trotz Schiffsbruchs und mancherlei Unfälle
wollte er nicht eher umkehren, als wenn seine Schiffe zweimal die Takelage
verloren hätten. Endlich fand er die noch heute nach ihm benannte
Straße, die er nach einer mühseligen Fahrt in 3 Wochen zurücklegte; von
dem Ausgange im stillen Ozean richtete er seinen Kurs nach Norden,
dann nach Nordwesten „über ein ungeheures Meer, das größer ist, als
man fassen kann." Ein Mitreisender erzählt: „Wir fuhren 3 Monate
und 20 Tage, ohne Erfrischungen einzunehmen. Der Zwieback war in
Staub zerfallen, voll Maden und roch nach dem Unrat der Ratten; das
Trinkwasser war trübe und übelriechend. Wir aßen auch Rindsleder,
das sehr hart war und erst Tage lang in Seewasser eingeweicht werden
mußte, dann wurde es in glühender Asche geröstet. Ratten bildeten einen
Leckerbissen. Zu all dem Unglück trat noch der Skorbut aus, welchem
19 Personen erlagen. Wenn Gott und seine heilige Mutter uns auf der
langen Fahrt nicht gutes Wetter gegeben hätten, so wären wir alle in
dem weiten Meere verhungert."
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