Full text: Lehrbuch der Geschichte für realistische Mittelschulen

Abschluß der Türkenkriege. Der Spanische Erbfolgekrieg. 239 
Reich fallen, welches zwar nicht mehr so mächtig war wie zur Zeit Karls V., 
in dem aber immer noch „die Sonne nicht unterging"? Dies war die große 
Frage, die gegen Ende des 17. Jahrh. alle europäischen Kabinette aufs 
angelegentlichste beschäftigte. Daß dieselbe nicht ohne schwere Kriege ent- 
-schieden werden könne, fah man allgemein voraus. Dafür wollte aber Ludwig 
seine Kräfte aufsparen und schonen. Auch suchte er sich das Wohlwollen der 
einflußreichen Regierungen zu erwerben, z.B. der Seemächte Holland und 
England, indem er die bisher von ihm begünstigten Stuarts fallen ließ und 
Wilhelm III. als König von England anerkannte. — Von ähnlichen Erwä¬ 
gungen geleitet, strebte der Wiener Hof nach einem, wenn auch nur vorläufigen, 
so doch möglichst ehrenvollen 
Abschluß der Mrkenkriege. Durch die im Westen frei gewor¬ 
denen' Truppen verstärkt, erfochten die österreichischen Heere in Ungarn, 
geführt von dem Prinzen Eugen, den glänzenden Sieg bei Ienta an 1697 
der unteren Theiß. Weitere Fortschritte wurden gehemmt durch die 
bedenklichen Nachrichten über den Gesundheitszustand Karls II. von 
Spanien, die in Wien einliefen. Deshalb schloß Leopold I. mit den 
Türken den Arieden von Kartowitz (an der Donau, nordwestlich von 1699 
Belgrad), worin ihm ganz Ungarn mit Ausnahme des Banats von 
Temesvar (Gebiet zwischen Donau, Theiß und Maros) sowie Sieben- 
bürgen und Slavonien. (das Land zwischen der unteren Drau und 
Sau) zufielen. 
Nach Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges nahm Kaiser Karl VI., 
der zweite Sohn und Nachfolger Leopolds I., die Türken kämpfe wieder auf. 
Prinz Eugen, „der edle Ritter", gewann die glorreiche Schlacht bei Meter- 
wardein (an der Donau, nahe bei Karlowitz) und erstürmte zum zweitenmal 
Belgrad. In dem Frieden von Passarowitz (südöstlich von Belgrad) bekam 1718 
nun Österreich das oben genannte Banat, dazu noch einen Teil von Serbien 
mit Belgrad und die Kleine Walachei (bis an die Aluta). Diese Gebiete 
gingen aber in einem weiteren Türkenkrieg (1736—1739) wieder verloren 
bis auf das Bauat. Zm Irieden von Belgrad erhielt Österreich-Ungarn 1737 
diejenige Südostgrenze, die es bis in unsere Zeit beibehalten hat (Save, 
Donau, Karpaten). 
Per Spanische Krbfolgekrieg. 
Vorgeschichte. 
Die Rücksicht auf das bevorstehende Aussterben der spanischen Habs- 
burger beeinflußte die europäische Politik der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. 
fast ausschließlich. Die Rechtslage erschien sehr verwickelt. Als Haupt- 
berechtigte kamen in Betracht: Ludwig XIV. von Frankreich und Leopold I. 
von Österreich. Sie waren Schwiegersöhne Philipps IV. und Schwäger 
Karls II. Die nach Frankreich verheirateten Prinzessinnen (Anna und Maria 
Theresia), in beiden Fällen die älteren Schwestern, hatten in den Ehe- 
Verträgen auf ihre Erbansprüche verzichten müssen; diese Verzichtleistung
	        
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