Geistige Kultur und Wirtschaftsleben im 19. Jahrhundert.
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Völle Übersetzungen ausländischer Meisterwerke haben sie unsere Literatur
ebenfalls bereichert. Berühmte Namen sind: Novalis (geistliche Lieder),
Tieck (altdeutsche Sagen und Märchen), Schlegel (Shakespeare-Über-
setzung), Brentano („Des Knaben Wunderhorn"). Geistesverwandte sind
Chamisso, R liefert und Eichendorff, ferner die schwäbischen Dichter
(Uhland, Kerner, Schwab). Mehr nach klassischer Form strebt Platen.
Zu den deutschen Dichtern zählen auch der österreichische Dramatiker Grill-
parzer („Ahnfrau", „Medea", „König Ottokars Glück und Ende"), der
deutsch-ungarische Lyriker Lenau und der in Paris lebende Heine.
Ähnliche Ziele, wie Tieck und Brentano, verfolgten die Sprachforscher
S i m r o ck und ZZrüder Hrimm; besonders die letzteren Haben in den
wiederbelebten „Kinder- und Hausmärchen" der deutschen Jugend einen
köstlichen Schatz hinterlassen.
Die romantischen deutschen Ionkünkler pflegen ebenfalls das Volks-
tümliche und Märchenhafte, so Weber (Freischütz, Oberen), Schubert, Men¬
delssohn, Schumann (Lieder). Der sog. dramatische ToMMer Wichard v
Wagner stimmt insofern mit den Romantikern überein, als er mit Vorliebe 1883
seine Stoffe aus der germanischen Sagenwelt und Vorzeit wählte (Tann-
Häuser, Lohengrin, Tristan und Isolde, Meistersinger, Nibelungenring, Parsifal).
Die Bildenden Mnste blieben länger unter dem Einfluß der klassischen
Vorbilder als z. B. die Dichtkunst. Hauptsitz der ersteren war München
bzw. Bayern unter Ludwig I. Doch traten Berlin, Dresden und
Düsseldorf in edlen Wettbewerb. Von deutschen Künstlern sind noch zu
nennen: die Bildhauer Schadow (Siegesgöttin auf dem Brandenburger
Tor in Berlin, Lutherdenkmal in Wittenberg), Rauch (Denkmal Friedrichs
des Großen in Berlin) und Rietfchel (Schiller-Goethestatue in Weimar); der
Baumeister ^Schinkel (Museum in Berlin). Die auch auf diesem Gebiet
allmählich durchbrechende Begeisterung für die vaterländische Vergangenheit
zeigt sich in dem eifrigen Bestreben, die mittelalterlichen Baudenkmäler,
besonders die ehrwürdigen Dome, in ihrer ursprünglichen Schönheit wieder¬
herzustellen. Nachdem Ludwig I. von Bayern mit Regensburg, Bamberg
und Speier den Anfang gemacht, wurde der Ausbau des Kölner ?oms
Herzenssache des deutschen Volkes.
Was aber dem 19. Jahrhundert sein eigentliches Gepräge gab, war
der großartige Aufschwung der Wissenschaften, hauptsächlich der Natur¬
wissenschaften in Verbindung mit der Kechnik. Die letzteren haben
denn auch das ganze geistige, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche
Leben der Kulturmenschheit von Grund aus umgestaltet. Die vielseitige
Verwendung des Dampfes, der Elektrizität sowie der Maschine bildet
sozusagen die Hauptgrundlage der modernen Kultur.
S3on den Naturforschern ragt durch umfassendes Wissen hervor Alexander f
v- Kumbotdt („Kosmos"). Ungleich einflußreicher aber waren die Männer, 1859
welche die Naturwissenschaften praktisch anwendeten, z. B. Watt (um 1800,
Dampfmaschine), Fulton (um 1807, Dampfschiff), Stephenson (um 1830,
Eisenbahn), Gauß^Weber und Morse (um 1837, Telegraph), Graham ;
Bell (1877, Telephon), ferner in unserer Zeit Edison und Siemens
Lorenz, Lehrbuch. 21
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