Die weniger bekannten Völker des Altertums.
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Trotz dieser Schattenseiten haben sich aber die Phönieier große Ver¬
dienste um die Kultur der'Menschheit erworben; sie verpflanzten die semi-
tischen Errungenschaften nicht bloß über viele wichtige Punkte der Mittel-
meerländer, sondern übermittelten dieselben ganz besonders den Griechen und
Römern, wo sie eine neue wertvolle Weiterentwicklung fanden.
politische Werhäktnisse. Zu einem einheitlichen Staat brachten
es die Phönicier nicht; ihr Land zerfiel in eine Anzahl Stadtgebiete,
die von kleinen Stadtkönigen unter Mitwirkung eines Rates der
Vornehmen und einer Volksvertretung regiert wurden. Die wich-
tigsten Städte waren Kyrus und Sidon. Da die Phönicier durch
ihren Handel sehr reich wurden, so erregten dieselben von jeher die Auf¬
merksamkeit der vorderasiatischen Weltreiche, deren Herrschaft sie sich
auch nicht entziehen konnten (Ägypter, Assyrer, Babylonier); schließlich
kamen sie ebenfalls unter persische Herrschaft. Doch waren die Perser,
klug genug, die Henne nicht totzuschlagen, die so wertvolle goldene Eier
legte. Sie schützten den einträglichen Handel der Phönicier, so gut sie
konnten, vor allem gegen den Wettbewerb der Griechen (siehe Perser¬
kriege). Dafür zahlten die reichen Phönicier gerne Steuern und stellten
den Hauptkern der persischen Kriegsflotte. Freilich zogen sie sich da¬
durch den Neid und Haß der Griechen zu und deshalb betrachtete es
der Macedonierkönig Alexander der Große bei seiner Eroberung
des Perserreiches als erste Aufgabe, Tyrus von Grund auf zu zer-
stören. Was sich retten konnte, floh nach Karthago, das neu auf-
blühte. Die Erbschaft der Phönicier kam an die Griechen, besonders an
das von Alexander im Nildelta neu angelegte Alexandria.
Die weniger bekannten Völker des Altertums.
Zwischen den Semiten und Jndogermanen steht eine Gruppe von Völ-
kern, die weniger bekannt sind, weil sie in der Weltgeschichte nicht dieselbe
Rolle spielten, wie die bisher behandelten und noch zu behandelnden Völker.
Es sind dies: 1. die Dravidas in Indien, die von den Jndogermanen unter-
worfelte frühere Bevölkerung; sie existieren teilweise heute noch und unter-
scheiden sich körperlich sowohl von den herrschenden Hindus als von den
verachteten Parias, die wahrscheinlich Überreste einer noch älteren Rasse
darstellen. 2. Die Lyder, Mryger, Karer u. a. im westlichen Teil Klein-
asiens. Am bekanntesten ist der Lyderkönig Krösus, der den Besuch des
griechischen Gelehrten Solon empfangen haben soll und später vom Perser-
könig Cyrus unterjocht wurde. Was wir aus geschichtlichen Überlieferungen,
besonders aber aus modernen Ausgrabungen (z.B. die von Heinrich Schlie-
mann in der Gegend des sagenberühmten Jlion oder Troja) entnehmen