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Polen); aber der christliche Glaube konnte jenseit der Nordmark noch keinen
sicheren Boden gewinnen.
Als mohammedanische Sarazenen dem Kaiser Otto II. in Unteritalien
(Cotrone, 982) eine schwere Niederlage beigebracht hatten, erhoben sich östlich
der Elbe alle Wenden zur Wiederherstellung des Heidentums.
Die Bischofsstädte wurden erstürmt, die Kirchen des Landes zerstört, die Priester
verjagt. Aus 150 Jahre war hier das heidnisch-wendischeWesenwie-
der zur Herrschaft gekommen.
1134 wurde Albrecht der Bär von^Zallenstädt und Askanien
(Aschersleben) durch den Kaiser Lothar^m treuer Dienste willen mit der ^
Nordmark belehnt. 8 Jahre später erhielt er die Nordmark als ein "
vomHerzogeSachsens unabhängiges Markgraftum. Er gewann
von den Wenden das Havelland und nannte sich nach der Einnahme der
Stadt Brandenburg zuerst Markgraf von Brandenburg.
Mit Zulassung Gottes erlangte ein Verehrer des christlichen Wesens, Heinrich (sla-
visch Pri-^t-sSf aw)~, als Erbe die Herrschaft über die Stadt Brandenburg und das
Havelland (zwischen Havel, Rhin und Ruppiner Kanal). In Brandenburg wurde von
den verblendeten Menschen ein abscheuliches Götzenbild (der dreiköpfige Xjyglaff,
Herr des Himmels, der Erde, der Unterwelt) verehrt.. Heinrich suchte sein Volk zu Gott
zu bekehren. Da er keinen leiblichen Erben hatte, fetzte er den Markgrafen Albrecht
als Na.chfolger ein und schenkte dessen Sohne als Patengeschenk die Zauche (südlich
von Brandenburg gelegen). Als Heinrich entschlafen, rief seine fromme Gemahlin den
Markgrafen Alb recht herbei, und dieser nahm wie durch Erbfolge Stadt und Land
in Besitz. Jaczo *) (von Köpenick) klagte heftig, daß er enterbt fei. Mit einem großen
Heere drang er durch Bestechung bei Nacht in die Stadt. Aber der Markgraf gewann
Brandenburg bald zurück (Sage vom Schildhorn).
(Nach dem Traktat des brandenb. Priors Heinrich von Antwerpen.)
Durch Herbeiziehung deutscher Ansiedler kultivierte er sein Land. Er
befestigte das Christentum und verbreitete deutsche Sitte. So wurde die
Mark ein wirklich deutsches Land, Albrecht der Schöpfer eines
neuen Staates.
Albrecht der Bär sandte nach Utrecht und den Gegenden am Rhein und zu
denen, die von der Gewalt des Meeres zu leiden haben, nämlich an die Holländer, See-
länder und Fläminger, zog von dort viele Ansiedler herbei und ließ sie in den Städten
und Flecken der Slaven wohnen. Durch diese fremden Ansiedler mehrten sich die Kirchen.
Zu derselben Zeit begannen Holländer das Elbufer zu besiedeln und das Sumpf- und
Ackerland der Stendaler Gegend und der Wische urbar zu machen.
(Nach Helmholds Wendenchronik.)
Namentlich die Cisterzienser und Prämonstratenser (Kloster Sehnin; später
Chorin, Straußberg) siedelten auf dem Landbesitz ihrer Klöster f ächfif che und hollän-
dische Kolonisten an. Der Unternehmer der Gründung eines Dorfes (oft nach ihm
*) Jug.-Bibl.: Jazzo, von Ferd. Schmidt.
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