Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Die kurfür st liche Familie hatte fortan in ber Mark ihren 
bleibenden Wohnsitz. 
4. Johann Cicero (1486—1499), im Kreise der Fürsten durch seine 
Gewandtheit in der lateinischen Sprache hervorragend, brachte durch Sparsamkeit 
die Mittel zur Gründung einer Universität zusammen und hob mit großer Sorg- ' 
salt und Umsicht den Wohlstand des^andes. Sein Wahlspruch war: „All Ding . 
ein Weil." 
B. Preußen im Mittelalter. 
1. Die Preußen, ein Zweig des an der untern Weichsel bis zum finni- 
schen Meerbusen ausgebreiteten Litauerstammes, waren heidnisch geblieben, als 
die Livländer, Eschen und Kurländer bereits das Christentum angenommen hatten 
und durch den Orden der Schwertbrüder (gestiftet 1201) unterworfen 
worden waren. 
„Die Pruzzen — berichtet der Geschichtsschreiber Adam von Bremen um 
1075 — sind sehr menschenfreundliche Leute, die denen, welche auf ?M-Meere^Gefahr 
leiden oder von Seeräubern angefallen werden, zuHilfe entgegenfahren. Gold und Silber 
achten sie gering. Überfluß haben sie an kostbaren Marderfellen. Von ihren Sitten könnte 
man viel Lobenswertes sagen, wenn sie nur den Christenglauben hätten, dessen Prediger 
sie jedoch voll Wildheit verfolgen. Bei ihnen erlangte Adalbert, der erlauchte Bischof 
von Böhmen, die Märtyrerkrone.' Bis auf den heutigen Tag wird in Wahrheit noch / 
den unfern von ihnen der Zutritt zu den Hainen und Quellen verwehrt, die, wie sie be- 
haupten, durch den Besuch der Christen unrein werden. Das Fleisch der Pferde dient 
ihnen zur Nahrung, auch trinken sie deren Blut. Die Menschen haben blaue Augen, ihr 
Gesicht ist rot, das Haar lang. Unzugänglich durch Sümpfe, wollen sie keinen Herrn in 
ihrer Mitte dulden." 
2. Zu ihrer Bezwingung rief der Herzog Konrad von Mafovien (f. Karte X) 
die Hilfe des deutschen Ordens an und überließ ihm zu sreiem Besitze das 
von den Preußen gänzlich verwüstete Grenzland Kulm und Lübau „als eine 
Mauer zur Verteidigung der Christenheit gegen die Heiden". Der Hochmeister 
Hermann vonjpalza sandte 1228 eine Anzahl Ritter (seit 1280 unter dem 
Landmeister Hermann Balk), denen immer neue Kreuzfahrer aus dem Reiche 
zuströmten. In fünfzigjährigem blutigen Kampfe warf der Orden, mit ben 
Schwertbrüdern vereinigt, einen Stamm des zersplitterten Volkes nach dem an¬ 
dern nieder. Mit der Einführung des Christentums wurde zugleich deutsche 
Kultur verbreitet (Anlegung deutscher Städte, wie Kulm, Thorn, Elbing, 
Königsberg). 1M9 wurde der Sitz des Hochmeisters von Venedig nach Marien- /J tJ 
b urg (s. Taf. VI, VII) verlegt, und der Orden dehnte fein Gebiet nach und nach 
von der Warthe bis zum Riemen. Zur Zeit Winrichs von Kniprode (f 1382) 
war der Deutschorden eine europäische Großmacht. Doch die Niederlage 
bei Tann^enb erg 1410 gegen den König von Polen brach seine Kraft. Der 
(seit 1386^0 er einten Macht der (nun christlichen) Litauer und Polen 
vermochten die Ritter nicht zu widerstehn, da sie durch Sittenlosigkeit 
geschwächt und Adel wie Städte ihres Landes mit ihrem willkürlichen 
Regiments und harten Steuerdruck unzufrieden waren. Im Frieden zu 
Thorn 1466 verloren die Deutschherren Westpreußen mit Ermland an 
Polen und mußten die polnische Lehenshoheit über Ostpreußen 
anerkennen. (Verlegung der Residenz des Hochmeisters nach Königsberg.)
	        
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