Full text: Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege (Bd. 1)

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Die Geschichte des Mittelalters 
2. Moderne Darstellungen dieser ältesten Periode deutscher 
Geschichte. 
Für die deutsche Geschichte überhaupt sind außer den oben angeführten 
Weltgeschichten zu empfehlen: 
Otto Kaemmel: Der Werdegang des deutschen Volkes. Historische 
Richtlinien für gebildete Leser. 2 Bände. 
Eine kurze, vortrefflich orientierende Einführung in den Zusammen¬ 
hang der Tatsachen, in die Entwicklung des deutschen Reiches und Volkes, in 
die inneren Beziehungen zwischen dem politischen, wirtschaftlichen, sozialen 
und geistigen Leben. — 
Karl Biedermann: Deutsche Volks- und Kulturgeschichte, hat die 
politische Geschichte nur kurz skizziert und das Hauptgewicht in seiner Dar¬ 
stellung auf die kulturelle Entwicklung gelegt. 
Die neueste epochemachende deutsche Geschichte ist von Karl Lamp- 
recht geschrieben worden (7 Bände). Die Mannigfaltigkeit der Lebens¬ 
betätigungen des deutschen Volkes wird von ihm wie von keinem andern 
Historiker gewürdigt?) 
Die Zeit der Wanderungen hat besonders Felix Dahn zum Studium 
seiner Forschung gemacht; als Dichter und Geschichtsschreiber hat er die 
Zeit der Völkerwanderung dargestellt. Sein größtes Geschichtswerk ist die 
Urgeschichte des germanischen und römischen Volkes, 4 Bde. Vergl. auch 
seine Romane: „Kampf um Rom" und andere. 
Eigenartig sind Charles Kingsleys, des berühmten englischen 
Sozialreformers, geistreiche Vorträge über die Römer und Germanen, in 
denen besonders die Gründe des Unterganges des römischen Reiches und 
die Überlegenheit der Germanen auf die sozialen Mißstände im römischen 
Staate zurückgeführt werden. 
Für die Kulturgeschichte des gesamten Mittelalters. 
F r ey t a g: „Bilder aus der deutschen Vergangenheit". Die trefflichen 
Schilderungen in der plastisch anschaulichen Darstellung bieten ein wert- 
*) Neu ist die Art der entwickelnden Geschichtsschreibung Lamprechts und seine 
Betonung des kulturgeschichtlichen Elements. Das Kausalitätsprinzip, nach dem das 
ganze Werk gearbeitet ist, hat den Verfasser zu der eigenartigen Gliederung des ge¬ 
schichtlichen Stoffes in 6 Kulturzeitalter geführt: Animismus, Symbolismus, Typis¬ 
mus, Konventionalismus, Individualismus und Subjektivismus. Dem entsprechend 
entwickelt sich das wirtschaftliche Leben: Die kollektiv-okkupatorische Wirtschaft entspricht 
dem Animismns, die okkupatorische dem Symbolismus, das Zeitalter der Naturalwirt¬ 
schaft dem Typismus und Konventionalismus, das Zeitalter der Geldwirtschaft dem 
Individualismus und dem Subjektivismus. Auch „die seelische Gesamtentwicklung" 
geht nach bestimmter Ordnung vor sich, und zwar „von anfänglich stärkster Gleichheit 
aller Individuen einer menschlichen Gemeinschaft vermöge immer gesteigerter seelischer 
Tätigkeit zu immer größerer Differenzierung dieser Individuen."
	        
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