28 Die Entwicklung der Gegenreformation in Deutschland rc.
sich die L u t h e r a n e rmit Kursachsen an der Spitze und die R e f o r m i e r t e n,
geführt von Kurpfalz, gegenüber; während die Lutheraner ihre Lehre in der sog.
Konkordienformel festlegten, faßten die Kalvinisten ihre Glaubens¬
sätze im Heidelberger Katechismus zusammen, wobei zwischen den
Theologen beider Parteien ein erbitterter Federkrieg geführt wurde. So war der
Protestantismus innerlich gespalten, als der erstarkte Katholizismus zum Kampfe
gegen ihn überging.
Tie inneren Zwistigkeiten in Deutschland bewirkten natürlich auch
eine politische Ohnmacht nach außen. Dem Freiheitskampfe der N i e d e r -
lande gegen Spanien stand das Reich teilnahmslos gegenüber. Ver¬
gebens suchte der Pfälzer Kurfürst Friedrich III. in die französischen
Hugenottenkämpfe einzugreifen. Tie deutschen Ostseepro-
vinzen erlagen zum Teil den aufstrebenden Nachbarn: Estland kam an
Schweden, Livland an Polen, unter dessen Oberhoheit auch Kurland als
1586/67 Herzogtum trat. Im Südosten änderte ein abermaliger Türkenkrieg
nichts an den bestehenden Verhältnissen: das von Zriny tapfer ver¬
teidigte S z i g e t (in Oberungarn) konnte nicht rechtzeitig entsetzt werden
und der nach dem Tode Solimans II. mit dessen Nachfolger abgeschlossene
1568 Friede ließ auch den Tribut des Kaisers an den Sultan weiterbestehen.
II. Die Entwicklung der Gegenreformation in Deutsch¬
land und der Dreißigjährige Krieg.
Die allgemeine innere Erstarkung des Katholizismus.
1. Ter Jesuitenorden wurde von dem Spanier Ignatius von L o y ö l a
gestiftet. Ursprünglich Osfizier, widmete sich Ignatius nach der Wieder¬
genesung von einer schweren Verwundung theologischen Studien und
faßte dann mit mehreren Genossen den Plan, einen neuen Orden zu
1540 gründen. Dieser wurde als „Gesellschaft Jesu" (Societas Jesu) von Papst
Paul III. bestätigt, worauf Loyola, zum ersten Ordensgeneral ernannt,
seinen Sitz in Rom nahm. Gemäß seiner militärischen Vergangenheit
gab Ignatius dem Jesuitenorden eine straffe militärisch-monarchische
Organisation und verlangte von den Mitgliedern außer den herkömmlichen
Mönchsgelübden noch eine besonders strenge Unterordnung unter die
Oberen und unbedingten Gehorsam gegen den Papst.
Ter Hauptzweck des Ordens war die Ausbreitung des katholischen Glaubens.
Teshalb betrachtete Loyola zunächst die Heidenmission als erste Aufgabe und
tatsächlich haben die Jesuiten in Ostasien (vgl. Franz Xaver S. 4) und Süd¬
amerika Hervorragendes geleistet. Bald jedoch wurde der Orden durch die Zeit¬
verhältnisse zur Bekämpfung des Protestantismus geführt. Hiebei wirkte er1)
i) Um geeignete Seelsorger für Deutschland zu gewinnen, errichtete man in Rom
(1552) das Collegium Germanicum, in dem junge Teutsche für den Priesterberu^er¬
zogen wurden.