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Das Zeitalter des Absolutismus
3. Die Formen des Absolutismus sind, obwohl sich diese
Art der Monarchie zu derselben Zeit in fast allen Kulturstaaten Europas
findet, doch keineswegs überall die gleichen. Man unterscheidet drei Haupt-
formen des Absolutismus, den theokratischen oder kirchlichen, den höfischen
und den aufgeklärten, die auch im großen und ganzen der Zeit nach auf-
einanderfolgen. Die erste gehört der Zeit der Reformation und der
Religionskriege an; ihre Hauptvertreter find Philipp II. von Spanien
und Ferdinand II. von Österreich. Er ist konfessioneller Art; denn auch
in protestantischen Ländern finden wir ihn. Die Monarchen sind noch
vorwiegend von religiösen Interessen beeinflußt und handeln nach dem
Grundsatze: „cuius regio, eius religio"
Der charakteristische Vertreter des höfischen Absolutismus ist Lud-
wig XIV. von Frankreich, dem August der Starke von Sachsen und
Friedrich I. von Preußen nachahmen. Die Monarchen streben nach Reich-
tum, Glanz, Macht und ungezügeltem Lebensgenüsse am Hofe, einem Ziele,
dessen Erreichung alle Maßnahmen der Regierung dienen müssen; das
ist am klarsten in dem bekannten Worte Ludwigs XIV. ausgesprochen:
„L'etat c'est moi". Das Wohl der Untertanen des Staates kann von
solchen Monarchen auch gefördert werden; aber es ist das nicht Haupt-
zweck, sondern nur Mittel zu dem vorher angegebenen Zweck.
Den aufgeklärten Absolutismus verkörpern Friedrich II. und Joseph II.
Sie wollen aus ihren Untergebenen wohlhabende, gehorsame, aufgeklärte
Werkzeuge ihres Willens machen; aber der letzte Zweck ihrer unumschränkten
Regierung ist nicht Glanz und Genuß des fürstlichen Hofes, sondern
das Glück der Untertanen und die Macht des Staates, ein Grundsatz, der
in Friedrichs des Großen Wort am besten Ausdruck findet: „Der König
ist der erste Diener des Staates."
4. Die Mittel und Anstalten zur Durchführung der
absoluten Monarchie sind zwar in den einzelnen Staaten verschieden
gewesen; doch ist eine gewisse Gleichartigkeit in den von den Fürsten ge-
troffenen Einrichtungen leicht zu erkennen. Jeder Monarch sucht seinen
sivere Verkehr, die Notwendigkeit einer Einheit des materiellen Verkehrs innerhalb
eines großen nationalen Gebietes, der erweiterte geistige Horizont — alles kommt einer
Auflösung der bisher bestehenden, territorial-beschränkten politischen Organisation ent-
gegen und strebt einer größeren politischen Gestaltung zu, die den ständisch-lehnsberr-
lichen Staat überholt. Noch ist das Bürgertum, aus dem doch eigentlich die stärksten
Antriebe zu der neuen sich bildenden Staatsform hervorgehen, zu „ungelenk", als daß
es selbst diese aus sich heraus gebären könnte. An seine Stelle tritt das Königtum.
Dann aber erstarkt das Bürgertum, und der despotische wandelt sich zum aufgeklärten
bürgerlichen Absolutismus, um endlich in eine bürgerlich-konstitutionelle Monarchie
überzugehen.