14 A. Die Entwicklung Brandenburg-Preußens zur europäischen Großmacht.
die fremden Schiffen nur Waren des eigenen Landes nach England zu
bringen gestattete, haben den Handel in kürzester Zeit zur Blüte gebracht.
§ 15. Österreich. Die Tiirkenkriege. Seit dem 16. Jahrhundert
besaßen die Türken Ungarn. 1683 rückte der Vezier Kara Mustapha
sSÄ35It,n't einem gewaltigen Heere gegen Wien heran. Kaiser Leopold I.
" Leopold i, (1658—1705) floh, und die Stadt wäre verloren gewesen, wenn sie nicht
i658-i<05. ^ tapfere Kommandant Graf Rüdiger von Starhemberg, von der
wackeren Bürgerschaft und den Studenten unterstützt, ruhmvoll verteidigt
hätte. Schon wüteten Seuchen und Hungersnot, schon wurden die seind-
lichen Minen zum letzten Stoß gegen die Hauptmauer gelegt, da nahte
das Entsatzheer, von dem kaiserlichen Feldherrn Karl von Lothringen
befehligt. Reichstruppen und Polen unter Johann Sobieski hatten
sich angeschlossen. Nach erbittertem Kampfe wurde der Feind völlig ge-
schlagen, sein reiches Lager erobert. Nach und nach wurde er ganz aus
Ungarn und Siebenbürgen verdrängt, wobei auch brandenburgische
Prinz Eugen^ Truppen ruhmvoll mitwirkten. Der edle, im Volkslied lebende Prinz
Eugen von Savoyen, der bedeutendste Feldherr der Österreicher, trug
1697 den Sieg bei Zenta davon und eroberte Belgrad. Zwei Jahre
Friede von später wurde der Friede von Carlowitz geschlossen, durch welchen Oster-
Carlowitz i6.i9. Siebenbürgen gewann. Es hatte sich als Bollwerk
gegen den Islam bewährt und war zur Großmacht geworden. Freilich
hat es sich durch die grausamen Protestantenverfolgungen in den
neu erworbenen Gebieten zum guten Teil um die Frucht seiner Siege
gebracht.
iii^Raubkrieg § 16. lex övittc Raubkrieg 1688—97. Als die kurpfälzische
1 ' Linie ausstarb, erhob Ludwig XIV. plötzlich irrt Namen seines mit einer
pfälzischen Prinzessin vermählten Bruders Erbansprüche auf die Pfalz
und besetzte das Land. Sofort bildete sich ein großes Bündnis gegen ihn,
an dem England, Holland, der Kaiser, das Reich und Spanien teilnahmen.
Ludwig XIV. trägt die Verantwortung für die schändliche „Verbrennung
der Pfalz", zu der sein Kriegsminister den Befehl gab, als das Land gegen
die vordringenden Feinde nicht gehalten werden konnte. Heidelberg
mit seinem herrlichen Schloß, Mannheim, Worms und Speier mit
seinen ehrwürdigen Kaisergräbern, fielen der Zerstörungswut zum Opfer.
Die drohende Erschöpfung seiner Kriegskassen, die Notwendigkeit, sich auf
Größeres vorzubereiten, machten Ludwig zum Frieden geneigt, in dem er
auf seine Ansprüche verzichtete.
1dert'iTOi-it §17. Der spanische Crbfolgekrieg 1701—14. König KarlII.von
1 ClJ ' ' Spanien hatte keine Kinder. Aus das gewaltige spanische Ländergebiet
erhoben sowohl Kaiser Leopold wie Ludwig XIV. Erbanspruch. Leopold
für seinen Sohn Karl, Ludwig für seinen Enkel Philipp von Anjou.
Als der spanische König starb, war Philipp als Nachfolger eingesetzt.
Keine der anderen Mächte konnte einen derartigen Machtzuwachs des