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Die Entwicklung Ostfrankens zum deutschen Reiche.
storben — in Streit um das Erbe. Die beiden Jüngern verbanden sich
gegen den Altern und besiegten ihn. 843 einigten sich die Brüder in
5BertMn sls86^ dem Teilungsvertrage zu Berdnn (an der Maas):
Ludwig übernahm das Gebiet rechts vom Rheine ohne Friesland und
auf der linken Rheinseite die Bischofssprengel von Mainz, Worms
und Speyer. Sein Reich hatte germanische Bevölkerung und
wurde Ostfranken genannt.
Karl (der Kahle) erhielt Westfranken, die Ländereien westwärts
der Scheide, obern Maas, ©aone und Rhone mit romanischer
Einwohnerschaft.
Lothar bekam das Land zwischen Ost- und Westfranken von der
Nordsee bis ans Mittelländische Meer, dazu Italien und die
Kaiserkrone. Seine Untertanen waren teils Germanen, teils
Romanen.
Ludwig und Karl hielten ihren Besitz zusammen, Lothar hingegen
vergab sein Reich an seine drei Söhne, wobei Lothar II. das nördliche
Stück (Lotharingia = Lothringen) empfing. Als er nach kurzer Regierung
Wersen 870. kinderlos starb, teilten Ludwig und Karl sein Land im Vertrag zu
Merfen, 870, später kam Karls Erwerbung auch an Ostfranken. Nunmehr
bildeten Schelde und obre Maas die Grenze zwischen den deutsch redenden
Ostfranken und den romanisch sprechenden Westfranken.
Sf5etunberffar1[t= 3n Ostfranken herrschte Ludwig, später der Deutsche genannt,
der Dicke, machtvoll bis 876. Einer seiner Söhne, Karl der Dicke, vereinigte noch
einmal den gesamten karolingischen Besitz in seiner Hand, erwarb auch
die Kaiserwürde, doch währte die Herrlichkeit nicht lange. Das Weltreich
K?r°li?g?Äche-.ber Karolinger zerfiel endgültig in die Reiche Ostfranken, West-
franken, Burgund und Italien.
Aus Westfranken ist Frankreich entstanden, hier entwickelte sich
in der romanischen Bevölkerung die französische Sprache, die von der
lateinischen abstammt. Aus Ostfranken ist Teutschland, der Hort des
Germanentums, hervorgegangen.
C. Die Entwicklung Ostfrankens zum deutschen Reiche.
§ 27. Ostfranken nms Jahr 900. In dieser Zeit hatte Ost-
EwMe^Nor- franken furchtbar durch feindliche Einfälle zu leiden. Von Skandinavien
her unternahmen die Normannen oder Wikinger auf ihren flinken
Ruderbooten, den „Drachen", kühne Raubfahrten. Sie suchten nicht nur
Karl der Dicke heim, sondern ruderten flußaufwärts und brandschatzten Dörfer
?d Ämuif^ und Städte, so Hamburg, Coln, Mainz, Trier, Paris. Karl der Dicke