Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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motte). Ihre Gemälde sind noch jetzt eine Zierde unserer Mnseen. Zu jener 
Zeit erfand man auch die Kunst der Glasmalerei. Vorher setzte man die 
Kirchenfenster gern aus lauter bunten Glasstücken zusammen; dann aber lernte 
man, durch geschickte Einschmelzuug bunter Glasmasse farbige Bilder herzu- 
stellen, die den Fenstern einen höheren Schmuck verliehen. 
5. Moknzinimer. Noch im 15. Jahrhundert war das Wohnzimmer 
sehr einfach gestaltet. Mit dem Wiedererwachen der Kunst vermehrte sich aber 
auch der Schmuck der Zimmer. Die Decke wurde mit Holz getäfelt und 
reich mit Schnitzwerk geziert. Die Wände wurden ebenfalls getäfelt 
oder mit kunstvollen Teppichen behangen. Auch erblickte man an den Wänden 
Borte und Gesimse, auf denen tönerne, zinnerne, silberne oder wohl gar 
goldene Gefäße standen. In den Mauern fanden sich tiefe Nischen sür die 
Fenster. Die Scheiben waren klein, rund oder viereckig, in der Mitte erhöht, 
oft mit Wappenbildern oder sonstigen Figuren bunt bemalt. Man nannte sie 
Butzenscheiben. Zum Sitzen luden Stühle und Bänke ein. An der Wand 
sah man den Kamin oder den gefärbten Kachelofen. Zur Seite des Ofens 
stand eine hölzerne, große Truhe, die zugleich als Sitzplatz diente. Von der 
Decke hing der kunstvolle Leuchter herab, der mit Wachslichtern besteckt war. 
6. ffieiTterTänger. In vielen Städten pflegten die ehrsamen Hand- 
werker auch die Dichtkunst und den Gesang. Allsonntäglich kamen sie zusammen 
und sangen in den Singschulen ihre selbstgedichteten Lieder. Man nannte sie 
„Meistersänger". Der berühmteste unter ihnen war Hans Sachs in Nürnberg, 
ein „Schuh—macher und Poet dazu". Er hat mehr als 5000 Gedichte hinter- 
lassen. — Die Meistersänger bildeten meist eine Körperschaft, in der man nach¬ 
einander Schüler, Schulfreund, Sänger, Dichter und Meister werden konnte. 
In der festlich geschmückten Kirche oder dem Rathaussaal zeigten die Meister 
ihre Kunst. Gesungen wurde ohne Musikbegleitung. Der Inhalt des Liedes 
war meist der Bibel entnommen. Zuerst begann das Freisingen. Dabei gab 
es „außer dem Ruhme sonst nichts zu gewinnen". 
Vorn im Chor saßen die vier „Merker". Sie mußten die Fehler anmerken, 
die die Sänger gemacht hatten, und waren die Preisrichter. Wer „versungen" 
(Fehler gemacht) hatte, mußte ben Singstuhl verlassen. Der beste Sänger aber 
erhielt den ersten Preis. Nach dem Singen fand „des Tages eine ehrbare, ehrliche, 
friebliche Zech" statt. Bei dieser würben bann auch noch anbere Lieber vorgetragen. 
XI. Erfindungen und Entdeckungen im 
JTIittelalter. 
47» 6rf in durig des Pulvers» 
1. Das Scbicßpulver war in Deutschlanb schon im 12. Jahrhundert 
bekannt, doch wurde es damals nur zu Feuerwerk u. a. Spielereien benutzt. 
Erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts fing man an, das Pulver zum Fort-
	        
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