Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

Christian IV. von Dänemark den Protestanten zu Hilfe. Diesen drei 
Fürsten hätte der Kaiser gern ein eigenes Heer entgegengestellt, um nicht 
alles der Liga verdanken zu müssen. Es fehlte ihm aber an Geld dazu. 
Aus dieser Verlegenheit half ihm Wallenstein, ein Mann, dessen Name bald 
ganz Deutschland mit Schrecken erfüllte. 
2. ^öallenTtein war ein böhmischer Edelmann. Er hieß eigentlich Wald- 
stein. Schon im Knabenalter zeichnete er sich durch unbändige Wildheit aus. 
Als Page bei einem Markgrafen im Dienst,, war er einmal in einer Fenster- 
nische im zweiten Stockwerk eingeschlafen. Plötzlich stürzte er hinunter, ohne 
auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Diese wunderbare Rettung 
weckte in ihm den Glauben, daß er zu etwas Großem geboren sei. Damals 
herrschte der Aberglaube, man könne aus dem Stande der Sterne die künf- 
tigen Schicksale der Menschen erkennen. Auch Wallenstein glaubte fest daran 
und ließ sich in Padua in der Sterndeuterei unterrichten. Hier lebte der 
berühmte Sterndeuter Seni. Dieser prophezeite ihm, daß er zu hohen Ehren 
bestimmt sei; er habe es aus den Sternen gelesen. Von jetzt ab war Ehr- 
geiz seine heftigste, ja fast einzige Leidenschaft. Er kehrte in sein Vaterland 
zurück und nahm beim kaiserlichen Heere Dienste. Hier zeichnete er sich bald 
durch seine Tapferkeit aus. Im Jahre 1622 kaufte er sich die Herrschaft 
Friedland — eins der vielen Güter, die der Staat nach der Schlacht am 
Weißen Berge eingezogen hatte — für den Spottpreis von 150 000 Gulden, 
die ihm der Kaiser nachträglich noch schenkte. 
3. Mattenstein wirbt ein Heer. Mit ungeduldigem Ehrgeiz hatte 
Wallenstein bisher den Feldherrnstab in Tillys Händen gesehen. Sobald er 
daher den Wunsch des Kaisers, ein eigenes Heer zu besitzen, erkannte, erbot 
er sich, ihm auf seine eigenen Kosten ein Heer zu stellen. Der Kaiser nahm 
das Anerbieten an und erhob ihn zum Herzog von Friedland. Wallen- 
stein ließ die Werbetrommel rühren. Taufende strömten herbei, und in kurzer 
Zeit stand ein schlagfertiges Heer bereit; denn Wallenstein bezahlte gut und 
gestattete den Soldaten im Lande des Feindes volle Freiheit. Diese verehrten 
ihn daher fast abgöttisch. Er sprach wenig; den Tapferen zollte er unbedingtes 
Lob; Feigheit dagegen wurde sofort mit dem Tode bestrast. Bei Vergehen 
im Kriege befahl er kurz: „Laßt die Bestie hängen." 
Sein Anblick hatte etwas Düsteres und Unheimliches. Er war von 
langer, hagerer Gestalt, hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe und einen finsteren, 
argwöhnischen Blick. Wenn er durch das Lager schritt, angetan mit einem 
scharlachroten Mantel, den Hut mit einer roten Straußenfeder geschmückt, 
dann ergriff die Soldaten ein unheimliches Grauen. Sie hielten ihn in 
seinem Koller von Elenshaut für unverwundbar und glaubten, er stehe mit 
dem Teufel im Bund. 
4. mallenftrin ziekt gegen den feind. Bald rückte Wallenstein 
mit seinem Heere aus. An der Dessauer Brücke schlug er den Grafen 
Mansfeld. Er verfolgte ihn bis nach Ungarn. Als heimatloser Flüchtling 
starb Mansfeld auf der Flucht in Dalmatien. Als er den Tod nahen fühlte, 
ließ er sich die Rüstung anlegen. Auf zwei Kampfgenossen gestützt, erwartete
	        
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