3. BeTcbäftigung. Das zahlreiche Wild in den Wäldern weckte die
Jagdlust der Männer. Mit dem Speere wurden Hirsche, Rehe, Bären,
Wölfe, Elentiere und Auerochsen erlegt, mit Bogen und Pfeil Gänse, Enten
und Reiher geschossen. Neben der Jagd trieben die Germanen Viehzucht
und auch etwas Ackerbau. Sie nährten sich daher hauptsächlich von Milch,
Käse und Fleisch. Die Männer hatten zum Ackerbau keine Lust. Er wurde
den Frauen und Schwächlichen in der Familie überlassen. Zur Beackerung
diente ein kleines Stück Land, das man mit Gerste und Hafer bestellte.
(Den Roggen lernte man erst durch die Hunnen, den Weizen durch die Gallier
kennen.) Als Pflug diente ein Balken, an dem ein spitzer Stein befestigt war.
Die Getreidekörner wurden mit der Hand zwischen zwei Steinen zu Mehl zer¬
rieben. (Wasser- und Windmühlen hatte man noch nicht.) Aus Gerste be-
reitete man eine Art Bier, aus Honig Met. Den Honig suchte man in hohlen
Bäumen des Waldes auf. Salz gewann man, indem man Solwasser auf ein
Kohlenfeuer goß. Das Wasser verdampfte, das Salz aber blieb auf den
Kohlen sitzen.
4. Volkseinteilung. Das Volk bestand aus Freien und Unfreien.
Als Freie galten die Besitzer von Grund und Boden, die Unfreien setzten sich
aus den Hörigen und Leibeigenen (Sklaven) zusammen. Die Hörigen er-
hielten von einem Freien einige Stücke Landes zur Bewirtschaftung und mußten
ihm dafür Hand- und Spanndienste (Frondienste) leisten. Die vornehmsten
Geschlechter waren die Edelinge. Sie zeichneten sich vor andern Freien
durch ihren großen Besitz aus und standen in hohem Ansehen.
2. Familienleben der Germanen.
1. Vermählung. Die Braut wurde ursprünglich vom Bräutigam (gamo
oder gomo = Mann, also Brautmann) gekauft, zuweilen auch geraubt. Einer
Einwilligung ihrerseits beim Brautkaufe bedurfte es nicht. Die Ehe wurde
auf der Mahlstätte geschlossen, daher die Ausdrücke „vermählen, Gemahl und
Gemahlin". Meistens vollzog der Vater der Braut oder des Bräutigams die
Vermählung. Verwandte und Freunde bildeten dabei einen Ring um das
Brautpaar. Dann richtete der Vater an beide die Frage, ob sie als Mann
und Weib miteinander leben und sich treu sein wollten. War das bejaht,
so wurde ein Hammer — das Wahrzeichen Thors — auf die Knie der Braut
gelegt, und darüber reichte sich das Paar die Hände. Hierauf übergab ein
Jüngling, der während der Feier mit einem Schwerte neben der Braut ge-
standen hatte, das Schwert dem Bräutigam. Damit sollte angedeutet werden,
daß die Braut nun aus der „Munt" (Schutz, daher „Vormund") des Vaters
entlassen und in die Munt des Gemahls gegeben sei.
2. Brechung der Kinder. Die Kinder wuchsen unter der Aufsicht
der Mutter heran. Lustig tummelten sie sich in Feld und Wald. Der Knabe
warf mit dem Speere nach dem Ziel, auch lernte er ohne Zaum und Sattel
auf dem Pferde reiten. Mit dem Vater ging er gern auf die Jagd. Die
Jünglinge übten sich im Schwertertanz, um den Körper gewandt zu machen