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Branntweintrinken und Tabakrauchen. Damals breitete sich auch der Aber-
glaube aus, man könne sich hieb- und schußfest machen und Freikugeln gießen,
die jedes Ziel träfen. Der Hexenwahn brachte über manche Familien uu-
sägliches Leid. Für Mißwachs und anderes Unglück machte man häufig
Frauen verantwortlich, von denen man annahm, sie seien Hexen. Man peinigte
sie auf der Folter und verbrannte sie. Das Volk versank in rohen Aber-
glauben; die Adligen traten oft hart und herrisch gegen ihre Bauern auf.
Die Bürger in den Städten zeigten nicht mehr den alten Stolz. Die beste
Kraft des Volkes war dahin, fein Wohlstand für viele Jahrzehnte vernichtet.
Durch den langen Krieg war der gerade, biedere Sinn des deutschen
Volkes gebrochen worden, sein stolzes Selbstbewußtsein geschwunden. Mit Be-
wunderung staunte man alles Fremde an, und bald galt es für fein, alles
Fremde nachzuäffen. So fing man damals an, sich nach französischer Mode zu
kleiden. Die Männer bedeckten ihr Haupt mit einer langen Lockenperücke und
trugen lächerlich weite und bunt bebänderte Hosen. Die Frauen erschienen
im weiten Reifrocke mit engen Schnürleibern. — Durch das fremde Kriegs-
volk fand auch die lächerlichste Sprachmengeret Eingang. Die deutsche
Sprache wurde mit so vielen französischen und lateinischen Brocken gemischt,
daß sie kaum als deutsche zu erkennen war. Lange Zeit galt es in Deutsch-
laud für gebildet, möglichst viele Fremdwörter zu gebrauchen.
Der Dichter Friedrich v. Logau, der damals lebte, spottete:
„Frankreich hat es weit gebracht,
Frankreich kann es schaffen,
daß so manches Land und Volk
wird zu seinem Affen."
Durch den Westfälischen Frieden wurde die Einheit des Deutschen Reiches
fast vernichtet. Die kaiserliche Macht sank zum Schatten herab, während die
Macht der Einzelstaaten bedeutend verstärkt wurde. Ohne die Zustimmung
des Reichstags (mit 240 Stimmen) konnte der Kaiser weder über Krieg und
Frieden beschließen, noch Gesetze erlassen oder ein Heer ausrüsten. Die
etwa 360 weltlichen und geistlichen Fürsten und unmittelbaren Reichsstädte
dagegen, aus denen sich Deutschland zusammensetzte, waren jetzt selbständig
geworden; sie konnten Krieg führen und Frieden und Bündnisse schließen,
wie es ihnen beliebte, nur nicht gegen Kaiser und Reich. Somit war
Deutschland in viele kleine Länder zerfallen, die nur noch lose durch den
Kaiser zusammengehalten wurden. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit
schwand immer mehr, und im Ausland sah man mit Hohn und Spott aus
das ohnmächtige, zerrissene Deutsche Reich. Die deutschen Kaiser, vor allem
darauf bedacht, ihre österreichischen Besitzungen zu vergrößern, schützten das
Reich nur, wenn sie sich selbst Vorteil davon versprachen. In dieser Nacht
leuchtete nur ein Hoffnuugsstern: das Geschlecht ter Hohenzollern, das in
Brandenburg mächtig emporstrebte.