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Fuß; äußerst spröde, zersplittern sie in der Wunde und können nur
durch vorsichtiges Ausschneiden entfernt werden. Wir bücken uns, um
eine prächtige, smaragdgrüne Aktinie vom Boden aufzuheben, die zwischen
den Schalenklappen einer toten Niesenmuschel zu sitzen scheint. Jedoch
noch zur rechten Zeit erkennen wir, daß der grüne Körper keine Aktinie,
sondern der Leib des lebenden Muscheltieres selbst ist; hätten wir es
unvorsichtig angefaßt, so wäre unsere Hand durch den kräftigen Schluß
der beiden Schalenklappen elend zerquetscht worden.
Nun suchen wir einen schonen, violetten Madrcporenzweig abzu¬
brechen, ziehen aber rasch die Hand zurück, denn eine mutige kleine
Krabbe, die scharenweise zwischen den Ästen wohnt, zwickt uns empfind¬
lich mit der Schere. Noch schlimmere Erfahrung machen wir bei dem
Versuche die daneben stehende Feuerkoralle abzubrechen. Millionen
mikroskopischer Giftbläschcn entleeren sich bei der oberflächlichen
Berührung auf unsere Haut, und unsere Hand brennt, als ob wir
glühendes Eisen angefaßt hätten. Ebenso heftig brennt ein zierlicher
kleiner Hydrapolyp, der höchst unschuldig aussieht. Um nicht auch noch
mit einem brennenden Medusenschwarm in unliebsame Berührung zu
kommen oder gar einem der nicht seltenen Haifische zur Beute zu fallen,
tauchen wir wieder empor und schwingen uns in die Barke.
Hackel.
74. Insekten und Blüten.
Insekten und Blüten gehören augenscheinlich zusammen. Das weiß
jeder, der nur einmal dem Treiben der leichtbeschwingten Schmetterlinge
zugeschaut, die krabbelnden Küfer in den Blumenkelchen oder auf den
blühenden Dolden beobachtet, das Gesumme schwerfälliger Hummeln am
Wiescnklee oder zahlloser Bienen an den duftenden Lindenblüten gehört
hat. Wir wissen, daß alle diese Insekten sich ihre Nahrung aus den
Blüten holen, sei cs Nektar oder Blütcnstaub, wie ihn die Biene als
Futter für ihre Brut in den Körbchen ihrer Hinterfüße heimträgt. Aber
das ist nur die eine Seite dieses Vorganges. Nicht nur das Insekt
zieht Nutzen von den Besuchen, die cs den Blüten abstattet, sondern
auch der Pflanze sind diese Besuche unentbehrlich, damit sich aus ihrer
Blüte die Frucht, der die Art fortpflanzende Same entwickle. Wie das
zusammenhängt, wollen wir an einem anschaulichen Beispiel erläutern.
Wer kennt nicht die Salbei (Salvia pratensis), die im Sommer
unsere Wiese ziert? Sie schaut ihrenmit blauen Blütenständen zwischen