13. Alexander der Große. 336—323 v. Chr. 45
Das erbitterte seine alten Krieger, und sie murrten darüber, daß sie
ihrem Könige wie Sklaven dienen sollten. Auch zog Alexander vor-
nehme Perser in seine Umgebung und verlieh ihnen Aemter und Statt-
halterschaften. Die Makedonier fühlten sich durch diese Neuerungen
zurückgesetzt. Dabei ließ Alexander sich oft von seinem Jähzorn zu
Untaten und Grausamkeiten hinreißen. So wurde auf seinen Befehl
der tapfere Philotas, Parmenions Sohn, hingerichtet, weil man ihn
einer Verschwörung gegen das Leben des Königs beschuldigte. Damit
der Vater seinen Sohn nicht rächen konnte, ward auch Parmenion,
einer der verdientesten Feldherrn Alexanders, auf Befehl des Königs
ermordet. Ganze Nächte brachte dieser jetzt mit seinen Feldherren bei
lärmenden Gelagen zu. Im Rausche tötete er sogar seinen früheren
Lebensretter Kleitos, weil dieser während eines Gastmahles den alten
König Philipp über Alexander erhob. Nachher freilich erfaßte ihn die
tiefste Reue; drei Tage lang verschloß er sich vor den Seinen und
weigerte sich, Speise und Trank zu sich zu nehmen.
4. Alexanders Zug nach Indien. Im Jahre 327 v. Chr. zog
Alexander mit einem großen Heere von Babylon fort, um das Wunder-
land Indien zu unterwerfen. Nach langen Märschen und großen
Beschwerden überschritt das Heer den Indus und gelangte nun in das
„Land der fünf Ströme". Bis an die Ostgrenze des Fünfstromlandes
drang Alexander vor. Da aber wurde er von seinem Heere zur Rück-
kehr genötigt. Es war durch die Strapazen und die Ungunst des
Klimas aufs äußerste erschöpft. Die Waffen waren abgenutzt, die
Kleider zerrissen, und es nahte die mehrere Wochen anhaltende Regen-
zeit. Nur mit Widerstreben gab Alexander nach. An dem Punkte,
wo er umkehrte, ließ er 12 turmhohe Altäre errichten, um das Endziel
seines Feldzuges zu bezeichnen. Ein Teil seines Heeres fuhr auf einer
Flotte, die er hatte bauen lassen, den Indus hinab bis zur Mündung
und kehrte dann durch den indischen Ozean und den persischen Meer-
bnsen nach Babylon zurück. Mit dem anderen Teile seines Heeres zog
Alexander unter unsäglichen Beschwerden durch die wüste, wasserarme
Landschaft Gedrosien zurück. Menschen und Tiere verschmachteten
vor Hunger und Durst. Alexander jedoch teilte mit seinen Soldaten
alle Leiden und Entbehrungen. Als ihm einmal in einem Helm Wasser
gebracht wurde, schüttete er es, ohne davon zu trinken, auf den Boden,
um vor den Seinen nichts voraus zu haben. Da riefen die Soldaten:
„Wir sind nicht durstig und nicht müde, ja, auch nicht sterblich, solange
ein solcher König uns führt!" In Babylon, das Alexander zur
Hauptstadt feines Weltreiches erwählt hatte, trafen Heer und Flotte
wieder zusammen (325).
5. Alexanders Friedensarbeit und Tod. Nach feiner Rückkehr
widmete sich Alexander den Werten des Friedens. Zunächst bestrafte
er diejenigen Statthalter, die seine lange Abwesenheit zur Auflehnung
und zu Gewalttaten benutzt hatten. Sodann begann er eine Neuordnung
seines Reiches. Sein Ziel war, die Griechen und Makedonier mit den
Persern zu einem Volke zu verschmelzen, doch so, daß die griechische
Sprache und Kultur herrschend blieben. Deshalb nahm er nach morgen-