46 13. Alexander der Große. 336—323 v. Chr.
ländischer Weise neben seiner ersten Gemahlin Roxäne, einer baktrischen
Fürstentochter, noch zwei vornehme Töchter des Landes, darunter eine
Tochter des Darius, zu Gemahlinnen. Durch diese Heirat erschien er
in den Augen der Perser als der Erbe des letzten Perserkönigs. Zu
gleicher Zeit vermählten sich auf seinen Wunsch gegen 80 seiner her¬
vorragendsten Offiziere und 10000 makedonische Soldaten mit persischen
Frauen. 30000 junge Leute aus den asiatischen Provinzen ließ er
nach makedonischer Art bewaffnen, einüben und in sein Heer einstellen.
Zahlreiche griechische Kolonien gründete er in allen Teilen seines un-
geheuren Reiches; über 70 Städte hat er gebaut; Alexanderstädte hießen
sie; sie entstanden da, wo bisher die Städte fehlten. Sein Reich ist
zerfallen, aber die Städte sind geblieben. So verbreitete er griechische
Sprache, Bildung und Gesittung in die entferntesten Gegenden. Viele
Makedonier waren freilich mit diesen Maßregeln Alexanders nicht
einverstanden; sie wollten keine Verschmelzung mit den Unterworfenen,
sondern die Herrschaft über sie. Es kam zu Verschwörungen. Aber
er entließ die murrenden Veteranen und ließ Perser an deren Stelle
treten. Weithin erscholl die Kunde von seiner Macht. In Babylon
erschienen Gesandtschaften aus fernen Ländern, um ihm zu huldigen.
Er wollte durch eine Flotte den Weg um Arabien und Afrika suchen
lassen und trug sich angeblich mit dem Gedanken, auch die Nordküste
von Afrika zu erobern. Da ergriff ihn ein hitziges Fieber. Nach
12 Tagen schon starb Alexander im 33. Lebensjahre (323). Als das
Ende nahe war. verlangten seine Soldaten, ihn noch einmal zu sehen.
Man öffnete ihnen die Tür, und nun zogen sie Mann für Mann an
dem Lager des sterbenden Helden vorüber, der sie nur noch mit dem
Blicke der Augen zu grüßen vermochte. Seine Leiche wurde in Alexandrien
feierlich beigesetzt.
6. Der Zerfall des makedonischen Weltreiches. Das makedonische
Weltreich blieb nach Alexanders Tode nicht als Ganzes bestehen. Da
er keinen Erben hinterlassen hatte, so wurde die Verwaltung der Pro-
Dützen seines weiten Reiches unter seine Feldherrn verteilt, die sich
Nachfolger Alexanders („Diadochen") nannten. Zwischen ihnen kam
es bald zu langen und blutigen Kämpfen um die Herrschaft (Diadochen-
kriege). In denselben wurde Alexanders ganze Familie ausgerottet
und sein Weltreich unter seine Feldherren selbst verteilt. Es bildeten
sich nunmehr drei größere Reiche (Makedonien, Syrien und
Aegypten) und eine Anzahl kleinerer Staaten (Pergamon, Bithynien,
Pontos u. a.) unter makedonischen Herrschern. Sie alle kamen später
unter die Herrschaft der Römer.
7. Alexanders geschichtliche Bedeutung. Alexander der Große ist
vor Vollendung seines Lebenswerkes gestorben. Das Ziel seines Lebens
war die Verbreitung der griechischen Sprache, Bildung und Gesittung
über Asien (die Hellenisieruug der östlichen Welt). Zerfiel auch sein
Reich nach seinem Tode, so war doch seine Arbeit nicht verloren. Er
verbreitete die griechische Sprache und Kultur über den Orient. Die
Scheidewand, die Asien und Europa trennte, hat er niedergerissen
und dadurch der Geschichte der Menschheit neue Bahnen eröffnet; er hat