Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

37, Die Städte im Mittelalter. 133 
3. Der Anfang der Städte in Niedersachsen. Später als in 
Süddeutschland und in der Rheingegend finden sich in den nieder- 
sächsischen Landen die Anfänge städtischer EntWickelung. Römerstädte 
gab es bei uns zu Laude nicht. Orte, wie Osnabrück (Brücke über 
die Hase), Hannover (Hohes Ufer), Münden, Hameln, Lüneburg, Celle, 
Harburg, Nienburg, und kleinere, wie Lemförde, Bremervörde (Förde — 
Furt) hatten als Flußübergänge von jeher besondere Bedeutung. An 
bedeutsamen Kreuzungspunkten uralter Völkerwege lagen Göttiugen, 
Hildesheim, Braunschweig, Uelzen. Um schützende Burgen herzoglicher 
oder altadeliger Geschlechter wuchsen Stade, Harburg, Lüneburg, 
Wunstorf, Braunschweig, Northeim, Einbeck u. a. empor. In ihrem 
Wachstum gefördert durch Bischofssitze und Domkirchen wurden Bremen, 
Osnabrück, Verden, Minden, Hildesheim. Durch die Nähe kaiserlicher 
Pfalzen wurden Göttingen und Goslar begünstigt, und Lüneburg hatte 
noch besonderen Vorteil als Salzort. Heinrich der Löwe erkannte, 
daß in dem Handel und dem Gewerbe der ausblühenden Marktorte 
neue Kräfte sich zeigten, die für das Land von Nutzen feien. Daher 
förderte er Lübecks Handel, Lüneburgs Salzwerke und umgab Braunschweig 
mit einer Mauer. Stadtrecht freilich haben die meisten Städte Nieder- 
sachsens erst unter seinen Nachfolgern erhalten, in der Zeit zwischen 
1200 —1300. Als das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg in 
viele kleine Fürstentümer zersplitterte (S. 117), wollte jeder Fürst in 
seinem Lande Orte haben, auf die er sich verlassen konnte, befestigte 
Orte an den Landesgrenzen, verkehrsreiche Orte, deren Zölle, Märkte 
uud Handel auch dem Landesherrn zugute kamen. So verliehen denn 
Heinrichs Söhne, sein Enkel Otto das Kind und dessen Nachfolger in 
den einzelnen Teilfürstentümern gerne und oft das Stadtrecht an empor- 
strebende Orte. Hannover, Göttingen, Stade, Einbeck, Uelzen, Alfeld, 
Osterode, Harburg, Münden, Northeim, Nienburg u. a. kurz, die 
Mehrzahl der Städte zwischen Münden und Lübeck haben im 13. Jahr¬ 
hundert ihr Stadtrecht erlangt. Nun erst entstand in unserer Heimat 
der Unterschied von Bauer und Bürger, von Stadt und Land. Bürger- 
liches Leben hob sich mit der Zeit immermehr vom bäuerlichen Leben ab. 
Das Geld. Für Handel und Handwerk, für Messen und Märkte, kurz für 
den wachsenden Verkehr in den Städten war das Geld ein unentbehrliches Tnusch- 
mittel geworden. Ursprünglich kannten die Deutschen nur den Tauschhandel. Dabei 
war Geld nicht nötig gewesen. Im Verkehre mit den Römern nnd Galliern hatten 
sie das Metallgeld kennen gelernt. Silbermünzen, ähnlich den römischen, wurden 
alsdann auch in Deutschland geprägt. Das deutsche Volk nannte sie Pfennig, 
d.h. Unterpfand. Goldmünzen sind erst später bei uns geprägt worden; sie hießen 
Gulden. Dicke Silbergeldstücke bekamen den Namen Groschen, d. h. Dicke. 
In der Stadt Joachimsthal in Böhmen wurden zuerst die großen Geldstücke geprägt, 
die den Namen Joachimstaler oder kurzweg Tal er erhalten haben. Das Recht, 
Münzen zu schlagen oder zu prägen, stand ursprünglich mir dem Kaiser zu. Es 
geschah m den kaiserlichen Pfalzen unter Aufsicht des Pfalzgrafen. Der Kaiser 
gab zedoch mit der Zeit das Münzrecht als Lehen auch an Fürsten, Grafen, 
Bychofe. und diese verpfändeten es an die Städte, wenn sie deren Hülfe und 
Unterstützung gebrauchten. Dann legten die Städte eigene Prägestätten oder 
Münzen an, stellten einen Münzmeister an und prägten Münzen nach ihrem Bedarf. 
Dadurch ward die Zahl der Münzstätten immer größer. Form und Wert der 
Münzen titulier verschiedener, so daß es schwer hielt, sich zwischen den verschiedenen 
Geldsorten zurecht zu finden. Man rechnete mit Mark. Schillingen, Orth Pfennigen,
	        
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