Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

208 61. Die Gegenreformation. 
Leben erfüllt war. Das Konzil wurde, nachdem es zuerst vom Papste 
verlegt, dann durch Moritz von Sachsen auseinander getrieben war, 
zum dritten Mal nach Trient berufen und nahm seine Arbeiten wieder 
auf. Die Protestanten freilich lehnten die Beteiligung ab. Es kam 
hier zu einer Zusammenfassung und Festigung der Lehre der 
katholischen Kirche. In verschärftem Gegensatz zu den Abgewichenen 
wurden sämtliche streitig gewordenen Lehren der Kirche von neuem 
festgelegt und bekräftigt. Alles, was im Laufe der Zeit entstanden uttf> 
gutgeheißen war, sollte bestehen bleiben: das Abendmahl unter nur 
einer Gestalt, die Messe, die Ohrenbeichte, das Cölibat, die Heiligen- 
Verehrung, der Reliq-uiendienst und sogar der Ablaß; nur sollte jeder 
„unsittliche" Gewinn aus demselben abgestellt werden. Die voll- 
kommenste Einheit der Lehre galt fortan als unverbrüchlicher 
Grundsatz. Wer sich nicht fügte, wurde aus der Kirche ausgestoßen. — 
Auch einige der alten Mißbräuche wurden abgestellt. Man sorgte 
für Beseitigung des kirchlichen Aemterhandels, für eine bessere Aus- 
bildung der höheren wie der niederen Geistlichen, sowie endlich für eine 
strengere Aufsicht über ihre sittliche Führung. Alle Geistlichen, auch 
die Bischöfe und Erzbischöfe, wurden der unbeschränkten Herrschaft des 
Papstes wieder unterstellt. Man ging auch an eine Reinigung des 
Mönchtums; in den Klöstern sollte fortan wieder ein ernstes, strenges 
Leben geführt und die Zeit mehr zum Lernen oder im Dienste der 
Gemeinden verwandt werden. So neugeordnet und gestärkt, konnte die 
alte Kirche den Kampf mit dem Protestantismus aufnehmen. Dazu 
kam, daß die Protestanten unter sich selbst uneinig waren; die Luthe- 
tischen bekämpften die Reformierten ebenso erbittert wie die Katholiken; 
auch machten sich in der evangelischen Kirche Lehrstreitigkeiten breit, die 
manchen abstießen. 
2. Der Jesuitenorden. 1540. Die gefährlichste Waffe der alten 
Kirche in ihrem Kampfe gegen die Reformation war der Jesuiten- 
orden, der um diese Zeit gegründet wurde. Sem Stifter war 
Jgnaz von Loyola, ein spanischer Edelmann. Er war als Offizier 
im Heere Karls V. gefährlich verwundet worden und mußte seinen 
Beruf aufgeben. Auf langem Krankenlager faßte er den Entschluß, sich 
fortan ganz dem Dienste der Kirche zu weihen. Mit sechs gleich gesinnten 
Freunden verband er sich dann zur Gründung eines neuen geistlichen 
Ordens, der „Gesellschaft Jesu", die im Jahre 1540 die Be¬ 
stätigung des Papstes erlangte. Dieser Orden machte zu seiner Haupt- 
aufgabe „die Ausrottung der Ketzer", worunter er die Protestanten ver¬ 
stand, und die Mission unter den Heiden. Der Jesuitenorden ver- 
pflichtete seine Mitglieder neben den üblichen Mönchsgelübden zu 
unbedingtem, willenlosem Gehorsam gegen die Oberen, deren erster der 
Ordensgeneral in Rom war. Der Orden verbreitete sich bald über 
viele Länder und gründete zahlreiche Erziehungsanstalten, in denen er 
die Jugend, besonders der vornehmen Stände, in seinem Geiste erzog. 
Er suchte sich auch des Unterrichts an Gymnasien und Universitäten zu 
bemächtigen und verschaffte sich Eingang an den Fürstenhöfen, wo seine 
Mitglieder als Beichtväter und Gewissensräte einen wirksamen, oft 
schlimmen Einfluß auf die Regierung der Staaten gewannen.
	        
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