Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

274 83. Aus der EntWickelung des Kurfürstentums Hannover. 
Strömen eine Deichordnung und für die Städte eine Feuer- 
Ordnung erlassen, um die Einwohner vor Wassers- und Feuersgefahr 
zu schützen. Andere Vorschriften nahmen sich der gefährdeten Gesund- 
heit des Volkes an. Die Häuser und Straßen in den Städten 
sollten so angelegt werden, daß verheerende Seuchen sich nicht so schnell 
verbreiteten. Man sorgte für Reinlichkeit in den Städten, schleifte die 
unnötigen Festungswerke, trocknete die Festungsgräben aus und schaffte 
für Licht und Lust freien Zutritt. Statt der Schäfer und Hirten, die 
in Stadt und Land quacksalberten, übernahmen immer mehr die Aerzte 
die Sorge für die Gesundheit des Einzelnen, wie der Gesamtheit. 
Apotheken wurden eingerichtet; Stadt und Landphysikate dienten 
zur Überwachung der gesundheitlichen Einrichtungen. Die öffentliche 
Sicherheit auf Wegen und Stegen wurde gleichfalls ein Gegenstand 
der Fürsorge der Landesverwaltung. Alle dazu nötigen Vorschriften 
wurden durch besondere Polizeigesetze gegeben. Polizeibeamte achteten 
aus deren Befolgung und zogen den Uebertreter zur Strafe. So 
sorgte die kurfürstliche Regierung immer mehr dafür, daß die Unter- 
tauen unter ihrem Schutze ein sicheres und ruhiges Leben führen 
konnten. 
4. Das Postwesen, a. Der Anfang des Po st Wesens in 
unserem Lande. 1640. Kaufmannsboten durchzogen schon zur 
Zeit der Hansa unser Land; die Fürsten hielten sich reitende Boten. 
Die Kaufleute von Hannover ahmten dies Beispiel nach, indem sie 
einen fahrenden Boten bis Hamburg unterhielten. Die braunschweigisch- 
lüneburgischen Herzöge wollten aber eine eigene Landespost haben. 
Im Jahre 1640 richtete daher der Hildesheimer Frachtsuhrherr 
Röttger Hinüber mit Genehmigung der Fürsten und auf eigene 
Kosten eine reitende Post zwischen Kassel und Bremen-Hamburg ein, 
die ihren Weg über Göttingen, Einbeck, Hildesheim, Hannover, Celle 
usw. nahm. Die neue Landespost brauchte keine Abgaben zu bezahlen 
und durfte an geeigneten Stellen vor den Städten eigene Po st Häuser 
erbauen, die als Zeichen das „weiße Roß" führten. Hinüber wurde 
herzoglicher Postmeister. Zu größerer Vollkommenheit gelangte das 
Postwesen aber erst, als 1678 ein General-Erb - Postmeister für das 
ganze Gebiet der brannfchweigisch-lüneburgischen Länder eingesetzt wurde. 
Dieses „Postlehen" erhielt der Graf von Platen-Hallermund. 
b. Verbesserungen im kurfürstlichen PostWesen. Im 
Jahre 1735 kaufte Georg II. die Landespost für 450000 Taler von 
der Familie des General-Erb-Postmeisters von Platen zurück und gab 
ihre Verwaltung an das Geheime Ratskollegium zu Hannover. Neben 
den reitenden wurden nun trotz der schlechten Wege auch fahrende 
Posten eingerichtet, die zweimal wöchentlich nicht nur Briefe, sondern 
auch Personen beförderten. Ein Brief von Hannover nach Celle 
kostete 8 Pfennig, nach Göttingen 1, nach Kassel 2, nach Frankfurt 3, 
nach Amsterdam 5 Gutegroschen. Neue Posthöfe wurden erbaut. 
Dort wechselte der Postillon die Pferde, lieferte die Postsachen an den 
Pofthalter ab, und ein Bote trug sie in die nahe Stadt. Das geschah 
wöchentlich zweimal, später täglich einmal. Briefe für die Dorfbewohner
	        
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